Bedeutende Künstler und Persönlichkeiten der Renaissancezeit

Tilman Riemenschneider

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Tilman Riemenschneiders Marienaltar in Creglingen. Die Figuren sind aus Lindenholz, der Aufbau aus Föhrenholz geschnitzt.
Tilman Riemenschneiders Marienaltar in Creglingen. Die Figuren sind aus Lindenholz, der Aufbau aus Föhrenholz geschnitzt.

Tilman Riemenschneider

1460–1531

Tilman Riemenschneider, Bildhauer und Bildschnitzer, geb. etwa 1460 in Heiligenstadt, von niederdeutscher Herkunft. Von 1520 bis 1521 Bürgermeister in Würzburg. Im Bürgerkrieg Parteinahme für die Bauern und Bürger der Stadt gegen den Bischof und die Geistlichkeit, die 1525 auf der Festung Marienberg residierte. Der Aufstand schlug schlußendlich fehl, Riemenschneider erlitt (1525) Folterungen, den Verlust von Ämtern, Ehren und Teilen seines ansehnlichen Vermögens, das er durch Arbeit und Heiraten erworben hatte.

Ein Hauptwerk Riemenschneiders ist der Marienaltar in Creglingen, aber auch viele seiner anderen Werke gehören zu den Meisterwerken der Bildhauerkunst.

Am 7. Juli 1531 starb dieser Mann nach einem Leben voller Erfolge und Ruhm, aber ebenso auch großer Demütigung, der bedeutendste Bildhauer und Holzschnitzer in Würzburg. Man hatte ihn über 300 Jahre nach seinem Tode praktisch völlig vergessen, in der schönen Stadt am Main, die im 8. Jh. von Bonifatius  zum Bischofssitz erhoben wurde. Kaiser  Friedrich Barbarossa  hat hier 1156 Hochzeit gehalten mit Beatrix von Burgund. Der Kaiser  ernannte die weltliche Herrschaft zu Fürstbischöfen. Hier in Würzburg starb der große Walther von der Vogelweide  (Grabstätte im Neumünster-Kreuzgang). Albertus Magnus  wirkte hier zwei Jahre und später Rudolf Virchow sowie W. Conrad Röntgen. Giovanni Battista Tiepolo malte in dieser Stadt die von Balthasar Neumann erbaute Residenz aus (1750–1753).

Die Zeit Riemenschneiders war die große Zeit der Spätgotik, die des Veit Stoß  und von Albrecht Dürer . Vermutlich 1460 soll Riemenschneider in Heiligenstadt zur Welt gekommen sein. Anzunehmen ist, dass er in der väterlichen Kupferschmiede erste künstlerische Anregungen erhalten hat. Nach Wanderjahren als Handwerksgeselle in Süddeutschland und Holland wurde er seßhaft in Würzburg und dort in die Zunft der Lukasgilde als Malerknecht aufgenommen. Die Meisterwürde und das notwendige Bürgerrecht erlangte er durch Heirat der 45-jährigen Goldschmiedswitwe Anna Schmidt, die eine Cousine seiner Mutter war, im Jahre 1485.

1497 heiratete Tilman ein zweites Mal, die junge Anna Rappolt, die ihm eine Tochter und drei Söhne gebar. Schon 10 Jahre später war er erneut Witwer. Nach altem Zunftbrauch musste man jedoch verheiratet sein, um Lehrlinge oder Gesellen beschäftigen zu können. Margarethe Wurzbacher, eine Schmiedemeisterwitwe, wurde seine dritte Gemahlin, starb aber nach einigen Jahren. Tilman war mittlerweile wohlhabender Bürger und im Ratskollegium. Seine vierte Frau Margarethe, die er mit 60 Jahren heiratete, sollte ihn nach glücklichen, aber zuletzt schlimmen Jahren überleben.

Weiches Lindenholz verwendete er für seine geniale Schnitztechnik, die so viele Figuren auch ohne Farbauftragung lebendig erscheinen ließ. 1491 erster großer Auftrag in Würzburg: Adam  und Eva für das Südportal der Marienkirche, wobei es Vorschriften betr. Größe und Material gab („weißgrauer Sandstein“ z.B.). Bald schon konnte sich Tilman vor Aufträgen nicht mehr retten, 12 Lehrlinge und 11 Gesellen soll er gehabt haben. Jahrelang arbeitete er an dem Grabmal des Fürstbischofs Rudolph von Scherenberg. Es folgten Arbeiten für den Bamberger Dom, der Heiligblutaltar in Rothenburg, der Creglinger Marienaltar, der Kreuzigungsaltar in Dettwang, die Rosenkranzmadonna von Volkach, daneben viele andere verehrenswerte Werke, von denen manche verloren gegangen sind. Die Hochachtung brachte ihm zahlreiche Ehrenämter in Würzburg für ca. 20 Jahre ein. 1520 wurde er für ein Jahr zum Bürgermeister gewählt. Die Schicksalswendung: Am 25.April 1525 weigerte sich Til zusammen mit anderen Ratsherren, der bischöflichen Forderung nach Bewaffnung der Bürgerschaft „wider die ufrurigen bauren“ nachzukommen. Zuletzt verlor er das Wohlwollen des regierenden Bischofs völlig und bekam dessen Rache zu spüren: Am 7. Juni 1525 ergab man sich dem Bischof „in gnad und ungnad“. Tilman gehörte zu den 195 Hauptschuldigen, von denen 65 Bürger und Bauern enthauptet wurden. 40 andere und Riemenschneider kamen in Kerkerhaft mit Folterungen aller Art. Am 8. August durfte der Sohn Jörg den Vater nach Hause bringen. In den letzten sechs Jahren vor seinem Tode zog sich Tilman mit seiner Frau ganz zurück.

Ebenso hatte er kaum noch Aufträge, und das Vermögen war größtenteils beschlagnahmt. Ein einziger Altarauftrag für die Kitzinger Benediktinerinnen folgte noch 1527, viel mehr tat er nicht mehr.

Am 7. Juli 1531 starb Tilman, die Grabplatte stammt von seinem Sohn Jörg, der Bildhauer wie auch sein zweiter Sohn Hans wurde. Erst 1822 fand man diese Grabplatte per Zufall.

 

In dieser denkwürdigen Zeit entstand in Würzburg von 1473 bis 1543 die Alte Mainbrücke mit Heiligenstatuen aus dem 18. Jahrhundert.

 

1460 wurde Adam Krafft geboren, der sich durch sein Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche in Nürnberg als Steinmetz einen großen Namen machte. Um das gleiche Jahr 1460 kam mit Peter Vischer (d.Ä.) ebenfalls in Nürnberg ein Mann zur Welt, der ein berühmter Erzgießer werden sollte. Kein Potentat, der Nürnberg besuchte, vergaß einen Besuch in seiner Gießhütte. Der Messingkandelaber in St. Lorenz ist eines seiner Meisterstücke. Somit sah Nürnberg in einer Generation drei Meister, wie sie in so kurzer Zeitspanne kaum eine Stadt in Italien aufzuweisen hatte: Stoß, Krafft und Vischer. Und 11 Jahre später kam der große Albrecht Dürer .

Überhaupt, Nürnbergs glänzende Vergangenheit, speziell von der Gotik  bis zur Renaissance, also 1300–1550, ist viel besungen worden. Die Stadt gehört nicht zu den ältesten Städten des einstigen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, aber gerade in diesen zweieinhalb Jahrhunderten entwickelte sie sich zur vielleicht bedeutendsten und kunstmächtigsten.

Erst sehr spät, um 1050, trat Nürnberg ins Licht der Geschichte. Aber um so schneller, schon wenige Generationen später, erlebte die Stadt einen kometenhaften Aufstieg. Ihr wirtschaftlicher wie kultureller, politischer wie künstlerischer Höhepunkt steht an der Schwelle zwischen Gotik  und Renaissance, zwischen Mittelalter und Neuzeit. Als die „Mutter der Künste und Wissenschaften“ wurde Nürnberg schon von dem berühmten Humanisten Enea Silvio de`Piccolomini, dem späteren Papst  Pius II., um 1450 gepriesen. Luther hat die Stadt, die mit Venedig , Florenz und Athen verglichen wurde, das Auge und Ohr Deutschlands genannt.

Unter dem Schutz des Kaisers verstanden es der Rat der Stadt, die Handwerker und Kaufleute, ihre Vaterstadt zum „im ganzen Deutschland  weitberühmten und löblichen Gewerbehaus“ zu machen. Die Stadt zog Künstler an, aber erst die Künstler machten die Stadt mit ihrem Vermächtnis wirklich reich. Dem raschen Aufstieg entsprach ein ebenso schneller, ja beispielloser Niedergang seit dem 17. Jahrhundert, als der Handel sich andere Wege suchte und die Patrizierfamilien und damit die Mäzene Nürnbergs ausstarben. Die mittelalterlichen krummen Gassen entsprachen weder dem Geschmack des Rokoko noch dem des Klassizismus. Erst im 19. Jahrhundert wurde Nürnberg wieder entdeckt. Dichter wie Wackenroder und Stifter, vor allem aber Richard Wagner  mit seiner Meistersingerromantik haben die hohe Vergangenheit der Dürer-Stadt von neuem besungen. Last not least war es E. T. A. Hoffmann , der mit seiner Geschichte Meister Martin der Küfer und seine Gesellen eine regelrechte Hommage auf die fränkische Metropole des Mittelalters abgegeben hat.

 



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