Von Benvenuto Cellini bis zum Ende des Jahrhunderts

Giordano Bruno

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Denkmal Brunos auf dem heutigen Marktplatz auf dem Blumenfeld in Rom.
Denkmal Brunos auf dem heutigen Marktplatz auf dem Blumenfeld in Rom.

Giordano Bruno

1600

Am 17.02.1600 stirbt auf dem Blumenfeld (Campo dei fiori) in Rom einer der besten Männer seiner Zeit: Filippo Bruno.

Wanderer, kommst du nach Rom, vergiß Filippo nicht.

Hier errichteten Freimaurer  eine stolze Statue dieses Mannes, den man lebendigen Leibes wegen Ketzerei  verbrannte, nachdem der Papst  verfügt hatte, „die letzten Schritte in dieser Sache zu tun.“

Filippo Bruno wird zwei Jahre nach Luthers Tod in Nola bei Neapel geboren (1548). Kurze Zeit darauf verschärft Papst  Paul IV. die Inquisition . Bruno studiert Logik und Dialektik und tritt zwei Jahre nach Abschluß des Konzils von Trient 1565 unglücklicherweise in den Dominikanerorden ein. Am Ende des Noviziats erfolgen Gelübde und seine klösterliche Umbenennung in Giordano Bruno.

Das durch Stimmung, Phantasie und große Belesenheit gespeiste, Widersprüchlichstes verschmelzende Denken Brunos hat die pythagorische Lehre des Kopernikus zur Grundlage, aber ohne ihr mathematisches Fundament. Es gelang Bruno, ein von starker Anschauungskraft belebtes, nicht atheistisches Weltbild vorzutragen.

Er publiziert seine Lehre von der Weltseele. „Es gibt außerhalb unseres Sonnensystems noch viele Welten.“ Bruno war ein Verehrer eines der großen Denker dieser Zeit, Nikolaus von Kues , der die Widersprüchlichkeit menschlichen Denkens erkannt hatte und für den der Grundgedanke war, dass sich die Gegensätze annäherten, um im letzten zu einer Einheit zusammenzufallen. Diese coincidentia oppositorum war für Nikolaus von Kues  der Schlüssel zur Lösung der Probleme, der Weg zu Einheit und Frieden für die Menschheit . Aus den Lehren dieses Cusaners nahm Bruno die pantheistischen Konsequenzen auf, führte sie weiter und endete nach siebenjähriger Haft auf dem Scheiterhaufen. Die Verwandtschaft der Lehren des Nikolaus von Kues , von Bruno und Leibniz, ihre Gedanken von Unendlickkeit und Kontinuität des Lebens, einen Zeitraum von 250 Jahren überspannend, ist frappierend. Man spricht deshalb wegen verblüffender Übereinstimmung von einem Stammbaum des Denkens: Nikolaus von Kues , Giordano Bruno, Gottfried Wilhelm Leibniz.

1584 erscheint Brunos Vom unendlichen All und den Welten und der Versuch einer Aussöhnung mit der Kirche . Giordano Bruno hat neben Leibniz ebenso auf Spinoza  und Herder starken Einfluß ausgeübt, ebenso auf Goethe  und das gesamte 17. Jh.

Dem Tode des durch Italien, Frankreich , England und Deutschland  verfolgten und umhergetriebenen Bruno ging eine siebenjährige Gefangenschaft voraus. 1599 fand die entscheidende Sitzung der Inquisitionsbehörde statt.

Lesenswert Eugen Drewermanns Giordano Bruno. Kaum hatte am 08. Februar 1600 Giulio Materenzi die Anklage und das Urteil gegen ihn verlesen, da soll, berichtet einer seiner Schüler, dieser unverbesserliche Ketzer  Bruno aufgesprungen sein und die berühmten Worte gesagt haben, die wie ein Vermächtnis sind für alle, die ihre Angst vor einer unfehlbar scheinenden göttlichen Behörde überwinden aus Liebe zur Wahrheit: „Mit größerer Furcht wohl sprecht Ihr mir das Urteil, als ich es empfange!“

Brunos wesentliche Erkenntnis war für die damalige Welt natürlich revolutionär. Sie lag nicht in der Beschreibung des Sonnensystems, sondern er sprach von dem Raum dahinter, hatte die Vision eines unendlich großen Weltraums ohne eigentliches Zentrum. Dieser Weltraum sei von vielen bewohnten Welten erfüllt. Damit war das damalige Weltbild natürlich in unerhörter Weise angegriffen, lange bevor unsere Wissenschaftler diese These von der unendlichen Weite oder Tiefe des Raumes bewiesen haben. In erster Linie für den Vatikan, aber auch für die Mehrzahl der Menschen bedeutete Brunos These eine Herabstufung der Erde als Zentrum der Welt und ging weit über die Erkenntnisse des Kopernikus hinaus.

 

Die Kirche  hat mehrmals versucht, die Figur des Filippo Bruno auf dem Campo – heute ein Marktplatz – entfernen zu lassen, aber ohne Erfolg. Die ansässigen Bürger wissen wohl, wer Bruno war und was er ihnen auch heute noch bedeutet.

Noch Papst  Leo XIII. (gest. 1903) hielt diesen Philosophen für schuldig im Sinne der Anklage, womit Bruno ein zweites Mal verurteilt wurde.

 

 



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