Ende der Antike bis 11. Jahrhundert

Der Islam

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Sarazenenschlacht vom Karlsschrein. Darstellung einer Sarazenen-Schlacht (= islamische Araber) vom Aachener Karlsschrein.
Sarazenenschlacht vom Karlsschrein. Darstellung einer Sarazenen-Schlacht (= islamische Araber) vom Aachener Karlsschrein.

Der Prophet Mohammed

570–632

Mohammed war ein Sohn armer Eltern aus dem mit Nomaden dünn besiedelten Arabien, das flächenmäßig zu 75 Prozent aus Wüste besteht. Völlig unglaublich ist die Vorstellung, dass bereits 100 Jahre später ganz Byzanz (Kleinasien), Nordafrika, Persien und Ägypten  von Muselmanen erobert war und das Vordringen nach Spanien bevorstand. Diese Bekehrung des halben Mittelmeerraumes durch die arabische Halbinsel war wohl das außergewöhnlichste Ereignis des Mittelalters.

Nachts herrschten in Arabien abgekühlte Temperaturen bis auf 3°C. An den Küsten schafften gelegentliche Regengüsse die Möglichkeiten für eine Zivilisation, so im Westen mit den Städten Mekka und Medina im Gebiet des heutigen Jemen.

Vor Mohammed hatten die Perser  eine Herrschaft im Jemen errichtet (575). Nach 60 Jahren eroberten die Muslime selbst Persien und beendeten damit den persischen Jemen.

Araber sind in der Regel im Vergleich mit anderen Völkerschaften ausgesprochen dünn von Statur, was dem Wort Arab (= dünn) genau entsprechen soll.

Der Ausdruck semitisch stammt der Sage nach von Sem, einem Sohne Noahs. Das Semitentum läßt sich nicht genau definieren: Im allgemeinen kann man die Bevölkerung von Syrien, Palästina , Mesopotamien , Arabien und die Araber Nordafrikas als Semiten  bezeichnen, da sie semitische Sprachen sprechen, im Gegensatz zu den Völkern der indogermanischen Sprachen (Kleinasien, Kaukasus, Persien, Nordindien, fast ganz Europa und das europäisierte Amerika ). Die Griechen nannten die Araber Sarakenoi (= Sarazenen).

In den arabischen Dörfern gab es zumeist etwas Landwirtschaft (Datteln, Bananen, Pfirsiche, Zitronen, Feigen, Orangen und Granatäpfel) und Viehzucht, und das bedeutete vor allem Pferdezucht.

Fünf Sechstel der Bevölkerung waren nomadisierende Beduinen (Hirten), die Pferde liebten, aber in der Wüste auf das Kamel angewiesen waren. Ein Kamel kann in der Stunde 12 km zurücklegen.

Beduinen waren normalerweise arm, aber stolz, und ihre Frauen gemäß Überlieferungen von unvergleichlicher Schönheit. Es verblieb jedoch nur eine kurze Zeit der Vergötterung dieser Schönheit, denn später folgte ein Leben der Plackerei.

Mekka – 75 km vom Roten Meer entfernt, schon vor Mohammed mit der Kaaba im Zentrum, einem quaderförmigen Bau mit dem schwarzen Stein in 1,50 m Höhe (ein 18 cm Durchmesser aufweisendes Objekt aus dunkelrotem Material in ovaler Form).
Viele glauben, dieser Stein gehöre seit Abrahams Zeit zu der Kaaba, die zehnmal auf- oder umgebaut wurde.
Vor Mohammed gab es mehrere Götzenbilder in der Kaaba. Eines davon hieß Allah und war wahrscheinlich die Stammensgottheit der Kuraisch. Drei andere Götzenbilder waren Allahs Töchter. Die Kuraisch ebneten den Weg zum Monotheismus, indem sie Allah als ihren obersten Gott verehrten.

Von Mohammeds Jugend wissen wir fast nichts. Mit 12 Jahren Karawanenfahrt nach Syrien, wo er nach der Überlieferung einige Kenntnisse der jüdischen und christlichen Lehren gewonnen haben soll. Mit 25 Jahren heiratet er eine 40-jährige Witwe, Mutter mehrerer Kinder und führt eine ungewöhnliche monogame Ehe bis zu ihrem Tode 26 Jahre später. Mehrere Töchter haben sie gemeinsam, darunter ist Fatima die berühmteste. Zwei Söhne sterben allzu früh. Mohammed adoptiert Ali, einen Waisen, der die Fatima heiratet.

Mohammed war ein würdiger Mann, der selten lachte, seinen ausgeprägten Sinn für Humor stets unter Kontrolle hielt. Er wird in Überlieferungen darüber hinaus als zart, leicht beeindruckbar und melancholisch grübelnd geschildert.

Es gab in Mekka zahlreiche Christen, von denen einer ein Freund Mohammeds wurde. In Medina traf er möglicherweise mit Juden zusammen, lernte so die Ethik der Christen und den Monotheismus der Juden kennen. Er empfand die Notwendigkeit einer neuen Religion, schon um die vielen rivalisierenden Gruppen und Stämme der Araber zu einigen.

Viele Araber standen unter dem Einfluß der Messiaserwartung der Juden. Auch sie harrten gespannt des Gottesgesandten.

Mit 40 Jahren beschäftigte sich Mohammed immer inniger mit religiösen Gedanken. Im heiligen Monat Ramadan hielt er sich mit seiner Familie in einer Höhle auf, betend und meditierend.

610 fand dort das entscheidende Erlebnis statt: Der Erzengel Gabriel erschien ihm im Schlaf. „O Mohammed, du bist der Gesandte Allahs, und ich bin Gabriel“, so wurde es uns überliefert.

Mohammed erzählte seiner Frau Chadidscha von seinen Visionen, die sich anschließend häuften. Sie waren verbunden mit Zuckungen und zuweilen Bewußtlosigkeit. Jedesmal wurde ihm von Gabriel ein Bruchstück des Korans offenbart. Hatte er epileptische Anfälle? Dies ist eher nicht der Fall, da Epilepsie durch einen fortschreitenden Charakter gekennzeichnet ist.

Vier Jahre stellte er sich immer offener als Allahs Prophet dar. Bald hatte er sechs Genossen, u.a. den Abu Bekr, der ein Kuraisch war. Es folgten Predigten in der Kaaba. Mohammeds Angriff auf den Kaaba-Kult als „Götzendienerei“ brachte ihn in größte Schwierigkeiten. Nach einiger Zeit der Verfolgungen (Flucht nach Medina u.a.) findet seine Sendung ihren Lohn: der Islam ist auf seinem Siegeslauf nicht mehr zu bremsen.

Ausbreitung des Islams

Mohammeds Nachfolger waren das Omaijaden-Kalifat (bis 750) sowie das Abassidenkalifat (750–1058).

Der westliche oder spanische Islam lebte bis 1086. Zunächst erfolgte die Eroberung von Nordafrika. Damit war nicht nur der Vordere Orient islamisch. Ägypten  erstand unter den Muselmanen zu altem Pharaonenglanz. Tunis, Sizilien und Marokko erhielten ein ordentliches Staatswesen, Kairuan, Palermo und Fes erlebten eine vorübergehende Glanzzeit. Das maurische Spanien war ein Höhepunkt in der Geschichte der Zivilisation.

641–1058 islamische Zivilisation in Afrika .
649–1071 islamische Zivilisation im Mittelmeerbereich.
711–1086 spanischer Islam.

Als erste eroberten die Mauren, und nicht die Araber, Spanien. Unter dem Berber Tarik, dessen Heer 7.000 Berber und 300 Araber umfaßte, ging man am Dschebel al Tarik, am Felsen des Tarik, an Land (daher rührt der Name Gibraltar). Seine Mission hatte Tarik vom arabischen Statthalter Nordafrikas erhalten.

712

setzte dieser Tarik mit 10.000 Arabern und 8000 Mauren über. Zuerst wurde Sevilla erobert. Die Sieger behandelten die Besiegten mit Milde! Die Folgezeit brachte für Spanien eine religiöse Freiheit wie selten erlebt in diesem Lande. Die Provinz Andalusien wurde von Kairuan aus regiert, also von Nordafrika aus.

Vom 9. bis zum 11. Jh. war Spanien in einen südlichen, muselmanischen und einen christlichen Teil im Norden aufgespalten. Der Süden blühte in Reichtum, Dichtung und Kunst regelrecht auf. Paläste und Moscheen entstanden nicht nur in Cordoba, Sevilla und Toledo. Die hervorragendste Gestalt der Omaijadendynastie war Abd er Rahman III. (912– 961).

1012 eroberten Berber Cordoba und metzelten die halbe Bevölkerung nieder.
1023 vertrieben die Cordobaner wiederum die Berber aus ihrer Hauptstadt.

Durch den Bürgerkrieg zerfiel das muselmanische Spanien in 23 Stadtstaaten.

Toledo erklärte sich 1035 von Cordoba unabhängig und ergab sich 50 Jahre darauf der Christenherrschaft. Sevilla trat die Nachfolgeschaft von Cordoba an in puncto Schönheit der Stadt.

Bemerkenswert die Erfahrung, dass auch bei den Muselmanen der religiöse Eifer in gleichem Maße abnahm, wie der Reichtum zunahm.

Bis 1091 fiel ganz Andalusien in die Hände des Nordafrikaners Jusuf (s.u. Abschnitt Der „Cid“ ).

Der arabische Name Mohammed lautet türkisch Mehmed und deutsch „der Gepriesene“.

 

Zweite Sure des Koran

"Euch ist vorgeschrieben, gegen die Ungläubigen zu kämpfen,
obwohl es euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider,
während es gut für euch ist, und vielleicht liebt ihr etwas, während es
schlecht für euch ist. Gott weiß Bescheid, ihr aber nicht. Diejenigen,
die glauben, und diejenigen, die ausgewandert sind und um Gotteswillen
Krieg geführt haben, dürfen auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Und
tötet sie, wo ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch
vertrieben haben ..."

 



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