Die christlichen Nachkommen der alten Ägypter - die Kopten
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Pessah ist das Fest der Befreiung.
Eugen Drewermann sagt:
„Um das Bekenntnis der Gottessohnschaft in seinem Ursprung zu verstehen, müssen wir den Spuren der Alten Ägypter folgen. Sie haben als erste Hochkultur die Gottessohnschaft eines Menschen geglaubt. Die Vorbereitung der christlichen Lehren wuchs, parallel zum bilderlosen Monotheismus Israels, in der bilderreichen Kultur am Nil.
Dort, bei den Kopten, nicht in Palästina war es, dass das frühe Christentum wie widerstandslos aufgenommen und gleichsam sehnsüchtig empfangen wurde. Einzig die Kirche Ägyptens überdauerte unter allen Ländern der alten Welt mehr als 1000 Jahre islamischer Oberhoheit. Die frühkirchlichen Dogmen über die Natur des Gottessohnes verdanken wir dem Einfluß Alexandriens und den ägyptischen Kirchenvätern Athanasius und Cyrill (Kyrillus von Alexandria , Patriarch) samt dem ägyptischen Mönchtum, ebenso übrigens die Stellung der Gottesmutter. Nur war die Religion des Alten Ägypten nicht dogmatisch, sondern kultisch denkend.“
„Das ägyptische Bild: Die Geburt eines Menschen erfolgt aus dem Licht des Himmels. Unser kurzes irdisches Dasein, mit den Augen der Sonne betrachtet, mutet an wie eine Leihgabe des Himmels an die Zeit. Die Geburt des Pharao war eine göttliche Geburt: Der Gott Amun (oder Ammon = der Verborgene) nimmt die Gestalt des Gemahls der Königsmutter an, um an seiner Stelle den neuen Gottessohn zur Welt zu bringen.“
Es ist wohl nicht möglich, das frühchristliche Glaubensbekenntnis an Christus als den Sohn Gottes als bloße Erfüllung spätjüdischer Messiastheologie hinzustellen, sondern, und hier zitiert er (Drewermann) Schalon Ben Chorin: „... wir haben es hier mit einem Mythos zu tun, aber von zeugender Kraft. Die Vorstellung des Gottmenschen, der ein Sohn des Höchsten ist, gehört offenbar zu den archetypischen Wunschbildern der Seele, die nicht weniger Wirklichkeit sind als historische Vorgänge, nur in einem anderen Sinne.“
Diese andere Wirklichkeit ist „gewoben aus Glaube, Liebe und Hoffnung, aus Mythos, Sehnsucht und archetypischen Vorstellungen, aus Weisheit und kindlicher Einfalt, aus Traum und Gebet.“
Wer heute Luxor und Karnak besucht oder sich in anderen Ruinenstädten Oberägyptens aufhält, sieht neben Hallen alter Tempel in Palmenhainen aufragende Obelisken und riesige Säulen, Reste des alten pharaonischen Ägypten von monumentaler Größe, und unmittelbar daneben oder auch dazwischen das heutige bunte Leben der Dorfbewohner und Kleinstädter, feilschende Andenkenhändler, Droschkenkutscher und Schuhputzerjungen.
Nach dem Fall der großen Pharaonendynastien (s.u. Rubrik. „Altägyptische Dynastien“) wurde nicht nur das Leben in jenen Städten sehr viel bescheidener, sondern auch die Bauweise. In eine dreischiffige Festhalle Thutmosis III. im Bereich des Tempels von Karnak war eine christliche Kirche eingebaut worden. Kleinere oder auch größere Klöster nahmen Raum an Stelle z.B. des Terrassentempels der ersten Königin der Geschichte, Hatschepsut , oder an Stelle kleiner Ptolemäertempel. Diese bescheidenen Bauwerke zeugen von einer eigenständigen Kultur, die das Gesicht Ägyptens seit ungefähr dem dritten Jahrhundert n. Chr. bis in die heutige Zeit geprägt hat. Träger dieser Kultur waren und sind noch heute die Kopten, die „Ägyptoi“ der griechischen Umgangssprache, also die eigentlichen Ägypter, im Gegensatz zur damaligen griechisch-römischen Herrenschicht. Die breite Volksmenge dieser Ägyptoi hatte eine Jahrhunderte währende Knechtschaft überlebt und fand bei aller Mühsal dieser Unterdrückung im frühen Christentum den Weg einer befreienden Hoffnung.
Es waren vor allem die frühen Kirchenlehrer Origines und Klemens aus der Philosophenschule Alexandriens, die nach dem Vorbild vieler Märtyrer eine starke christliche Gemeinde schufen, die zunächst von den Römern unterdrückt wurde, nach der offiziellen Anerkennung des Christentums unter Konstantin durch alte heidnische Kulte griechischer Tradition bis ins 6. Jh. n. Chr. mit Widerständen zu kämpfen hatte. Bedeutende Figuren dieser christlichen Keimzelle wurden dann Athanasius, Kyrillos (Cyrill) und Theophilos. Die christliche Lehre wurde im Volk wie von einem Schwamm aufgesogen, gleichsam als wäre sie sehnsüchtig erwartet worden. Die große theologische Diskussion der damaligen Zeit bestand zentral in der Auseinandersetzung mit dem Arianismus des Arius von Alexandrien bezüglich der göttlichen Dreifaltigkeit. (Für Arius war Gottes Sohn ein Geschöpf Gottvaters.)
Diese christlich-koptische Bewegung manifestierte sich ebenso aus der theologischen Lehre wie sie eigene Traditionen pflegte, aus denen künstlerische Schöpfungen speziell des 5. Jh.s hervorgingen, zum Beispiel Klosterbauten, die eher altägyptischen Tempeln ähneln als christlichen Kirchen. Als später die islamischen Eroberer ins Land srömten, wurden sie von vielen Kopten als Befreier begrüßt. Aber auch diese neuen Herren brachten manche Verfolgung, das Christentum lebte dennoch im Niltal weiter und entwickelte nun erst recht die eigentliche koptische Volkskultur, die von pharaonischer Kunst ebenso wie von hellenistischen Elementen und von drei Jahrhunderten Ptolemäerherrschaft sowie anschließender römischer Oberhoheit geprägt war. Seit ihrem Beginn aber steht diese Kultur unter dem Zeichen des Kreuzes und hat die Bindung an das Christentum nie aufgegeben.
Eine wesentliche Rolle muss für die Bewahrung koptischer Kultur dem ägyptischen Mönchtum attestiert werden, nicht zuletzt im Widerstand gegen die islamische Unterdrückung. Auch für die Christianisierung des gesamten Abendlandes war dies von allerhöchster Bedeutung. Ohne christlich-koptische Bewegung an den Ufern des Roten Meeres, in zahlreichen Oasen der Sahara und an den großen und langen Wüstenzonen beiderseits des Niltales wäre die Geschichte des Christentums auch in Europa anders, zumindest verzögert, verlaufen.
Die koptische Sprache ist mit griechischen Fremdwörtern durchsetzt. Altägyptische Sitten und Gebräuche wurden bis heute bewahrt.
Weblinks
- Wikipedia: Kopten