Der Erste Weltkrieg

1914-1918 - Der Erste Weltkrieg

Zum Artikel gehen » Artikel für später merken

Der kleine Frieden im großen Krieg.
Der kleine Frieden im großen Krieg.

Am 28. Juni 1914 wurden Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie in Sarajewo von einem bosnisch-serbischen Gymnasiasten ermordet. Der mittlerweile bereits 83 Jahre alte Kaiser  Franz-Joseph musste nun Österreich-Ungarns Geschicke allein lenken. Der Mordanschlag war nur der äußere, nicht also der einzige Grund für den anstehenden Krieg.

Der Erste Weltkrieg

1914–1918

Der Erste Weltkrieg. Wilhelm II. versicherte Franz-Joseph, an der Seite Österreichs zu stehen. „Mit den Serben muss abgerechnet werden“, soll er hinzugefügt haben, obwohl er zuvor jahrelang in friedlicher Beziehung zu Serbien stand. Österreich jedenfalls erklärte Serbien den Krieg, worauf Rußland bei Wilhelm II. intervenierte, aber es war zu spät, den rollenden Stein aufzuhalten. Der russische Zar Nikolaus II. war ein Vetter Wilhelms II. Österreich war nicht bereit, sein militärisches Vorgehen aufzugeben. Eine Abbrechung der russischen Mobilmachung war wiederum aus technischen Gründen nicht mehr möglich.

Deutschland erklärte daraufhin Rußland den Krieg. Im Westen spielte Belgien eine große strategische Rolle. Ein befürchteter Angriff Frankreichs – über belgisches Gebiet – bedeutete für Deutschland , diesen möglichen Angriff in Belgien abwehren zu müssen. Die Belgier lehnten das deutsche Ansinnen ab, Deutschland  erklärte Frankreich  den Krieg und erste Truppen marschierten einen Tag später in Belgien ein. Nun erklärte England den Deutschen den Krieg. Man hatte sich in England frühzeitig auf die Unterstützung Frankreichs festgelegt. Wie in Berlin, so wurden ausrückende deutsche Truppen im ganzen Land gefeiert und mit „hurra“ sowohl in den Krieg als auch in den Untergang geschickt. Auch beim französischen Gegner war die Kriegsbereitschaft von der Art, die Begeisterung entfachte. Der Vormarsch der Deutschen geriet bald ins Stocken, und im Osten kam die russische Dampfwalze ins Rollen und besetzte wesentliche Teile Ostpreußens, aber unter Hindenburgs Führung konnten die deutschen Gebiete zurückgewonnen werden.
Als Italien 1915 Österreich den Krieg erklärt, ist die  dieser Erklärungen komplett. Ursprünglich waren Italien, Österreich und Deutschland  Bündnispartner.
Der deutsche U- Boot-Krieg gegen England eskalierte, nachdem Großbritannien die Nordsee für den deutschen Handel sperrte. 1916 war der Krieg gegen Frankreich  aus der Offensive zu einem reinen Stellungskrieg geworden. Im Sommer veränderte sich die Front nicht. Verdun war der wichtigste französische Pfeiler und deckte den Weg nach Paris  ab. Der Sturm auf die Festung endete nach fünf Monaten mit dem Abbruch der Kämpfe. Verdun blieb in französischer Hand. Auf beiden Seiten gab es Hunderttausende von Opfern. (Anm.: Hindenburg hatte sich gegen den Angriff auf Verdun ausgesprochen.) Auf das Friedensangebot der deutschen Regierung an US-Präsident Wilson im Dezember 1916 proklamierte dieser einen Frieden ohne Sieg. Die amerikanische Vermittlung aber verlief im Sand. Da der deutsche U-Boot-Krieg weiter eskalierte und auch Schiffe neutraler Staaten in der englischen Sperrzone versenkt wurden, traten auch die USA im April 1917 in den Krieg ein. Im gleichen Jahr brach in Petersburg wegen der langen Kriegsdauer und Ernährungsschwierigkeiten die russische Revolution (die Februarrevolution) aus, der Zar dankte ab. Im November drangen Rote Garden unter Führung von Leo Trotzki in St. Petersburg ein – der Beginn der Oktoberrevolution. Die Bolschewisten riefen die Gründung eines Sowjetstaates aus unter Führung des Rates der Volkskommissare. Den Vorsitz übernahm Lenin.

Ein Programm für einen Versöhnungsfrieden legte Präsident Wilson vor (Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich , Widerherstellung Belgiens, Freiheit der Meere etc.), das in Deutschland  skeptisch aufgenommen wurde. Den Friedensschluß gab es wohl im März 1918 mit Rußland, und eine letzte große deutsche Offensive sollte im Westen die Entscheidung bringen, nach vier Wochen blieb die Offensive jedoch stecken. Die alliierte Seite (Franzosen, Engländer und Amerikaner) trat im Sommer zur Gegenoffensive an. Die deutsche Widerstandskraft war endgültig gebrochen. Erich Ludendorff, der zweite Mann der Obersten Heeresleitung nach Hindenburg, sprach vom schwärzesten Tag des deutschen Heeres. Nach schweren Verlusten sah man keine andere Möglichkeit mehr als den Waffenstillstand, da auch von den Verbündeten (Österreich-Ungarn, Türkei und Bulgarien) keine Wende zu erwarten war. Räumung der besetzten Westgebiete, des linken Rheinufers, Abgabe des schweren Kriegsmaterials sowie der U-Boote und Aufbauarbeiten in den besetzten Gebieten waren die wesentlichen Forderungen.
Der Sozialist Eisner rief in München den Freistaat Bayern aus (07.11.1918). Das Militär, speziell deutsche Matrosen, forderten die Abdankung des Kaisers. Dieser aber hatte sich nach Belgien zur Heeresleitung begeben und fühlte sich dort am sichersten, akzeptierte aber schließlich die von der Reichskanzlei entworfene Abdankungserklärung des Kaisers. Zugleich wurde der Sozialdemokrat Friedrich Ebert Reichskanzler und sein Parteigenosse Philipp Scheidemann rief die Republik aus. Der Kaiser  ging nach Holland ins Exil und sah Deutschland  nie wieder, was für beide Seiten die beste Lösung darstellte.

Ein kleines Wunder des ersten Weltkrieges hatte im Dezember 1914 stattgefunden. Deutsche Truppen hatten sich in Sichtweite ihrer Gegner aus Großbritannien, Frankreich  und Belgien in Schützengräben tief in lehmiges Erdreich eingebuddelt, von Stacheldratverhauen bekränzt, und die Gegenseite tat dies ebenso. Diese Frontlinie war 800 km lang, erstreckte sich von Ärmelkanal bis zur Schweizer Grenze, das Ganze zumeist in Zickzacklinie.

Es ist Weihnachten. Der Maler Otto Dix schreibt: „Ratten, Stacheldraht, Minen. Granaten. Unterirdische Gänge. Tote. Blut. Kanonendonner. Feuer . Das Werk des Teufels.“ Der Hurra-Patriotismus des Sommers ist längst im Blut ertrunken. Es gibt bereits mehr als eine Million an Toten. Der vom wochenlangen Regen durchtränkte Lehm ist mittlerweile tief gefroren. Raureif bedeckt die verdorrten Leichen im Niemandsland. Da geschieht in diesem Todesstreifen des Grauens, vor dem Hintergrund zerstörter Dörfer und Bauernhöfe, Unglaubliches. In der Nacht zum 24. Dezember steigen aus den deutschen Stellungen Lieder von der Stillen, der Heiligen Nacht über die Stacheldrahtverhaue hinweg. Es fällt kein einziger Schuß. Am Morgen des Heiligen Abend, nachdem sich Nebelschwaden gehoben haben, werden selbst gebastelte Pappschilder hoch gehalten, erst hüben dann drüben: „Merry Christmas, Frohe Weihnachten“ und „We Not Fight, You Not Fight.“ Schließlich wagen sich die ersten Mutigen mit erhobenen Händen aus den Schützengräben. Andere Soldaten folgen ihrem Beispiel. Deutsche und Briten legen an diesem Vormittag an der Westfront ihre Waffen nieder.
Die Nachricht von einer wundersamen Verbrüderung verbreitet sich durch Gräben und Bunker. Die Franzosen und Belgier verhalten sich etwas zögerlicher, aber auch sie wollen die Botschaft vom Frieden auf Erden mitfeiern. Sprachkundigen unter den Soldaten gehört nun diese Zeit. Tote werden begraben unter einem schlichten Holzkreuz, gemeinsam von Engländern und Deutschen im Gebet, dann singen sie Weihnachtslieder in verschiedenen Sprachen. „No more war, à bas la guerre, Schluß mit dem Krieg“ –  und Familienfotos werden vorgezeigt. Im Tauschhandel wechseln die Fronten: Tabak und Pfeifen, Zigarren und Plumpudding, Rum und Bier, Schnaps und Wein, Würste und Schinken. Man trinkt und ißt gemeinsam mit den Erzfeinden. Sogar Fußball wird gemeinsam gespielt, mit deutschen Pickelhauben als Torpfosten. Es ist wie der Beginn eines beschlossenen Friedens von unten gegen oben. Diese weihnachtliche Ruhe wirkt irgendwie unheimlich. Das aber ist oben von Befehlshabern nicht erwünscht. Von dort wird von den Herren des Krieges in den Generalstäben auf beiden Seiten befohlen, trotz Weihnachten müsse weiter geschossen werden. Nach zwei Tagen ist alles wieder vorbei. Am dritten Tag schießt man gemäß geheimer Absprache gegenseitig noch über die Köpfe hinweg, dann beginnt wieder der sinnlose Alltag des verordneten Mordens und dauert noch dreieinhalb Jahre lang. Insgesamt verlieren neun Millionen Menschen ihr Leben.

Das Wunder im Niemandsland bleibt bis heute in allen Kriegen ein einmaliges Ereignis.

 

Im Jahr 2014 wird 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs an diesen in freundschaftlicher Form erinnert.

Siehe auch ZDF-Bericht aus der Mediathek.

 



Weblinks