Maler und Schriftsteller

Charles Morgan

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Charles Morgan

1894–1958

Charles Morgan, englischer Erzähler, geb. in Kent, gest. in London, u.a. Theaterkritiker der Times, gehört natürlich de facto ins zwanzigste Jahrhundert, ebenso wie Maurice Utrillo , Albert Einstein , Rainer Maria Rilke  und Marc Chagall .

Morgan suchte den psychologischen Roman auf die Höhe philosophischer Lebensschau zu führen. Ursymbole sind Kunst, Liebe und Tod.

Unter anderen Publikationen erschienen die Romane Das Bildnis (Portrait in a mirror), Der Quell (The fountain), Der Reiher, Die Reise, Der Richter. Heute erfahren einige seiner Bücher leider keine Neuauflagen mehr.

 

Eine Szene aus seinem Roman „Der Quell

Morgan zeigt drei Menschenschicksale in ihrer Verknüpfung, den Zusammenhang ihres Liebesschicksals mit dem Ganzen des Lebens und der Zeit, in das sie hineingestellt wurden. Über alles erhebt sich die Gestalt des deutschen Offiziers Rupert Narwitz, im Krieg auf den Tod verwundet, der es fertigbringt, in selbstloser Größe zurückzutreten und der Frau und dem Freund, Lewis Allison, den Weg in das voll erfüllte Leben freizumachen.
Sie sprechen von einer Selbstbiographie Turgenjews:

Narwitz: „Mich dünkt, die ganze Bedeutung des Lebens besteht darin, sich selbst an zweite Stelle zu setzen.“ Lewis antwortete nicht sofort. „Mir kommt es vor, als läge das ganze Problem unseres Daseins darin, zu finden, was wir an erste Stelle vor uns zu setzen haben“, sagte er. „Das scheint Ihnen jetzt so“, meinte Narwitz, „auch mir schien es so, jahrelang. Aber es ist nicht eine Frage, die der Mensch zu lösen gezwungen ist.“ „Der Künstler weiß darauf vermutlich eine Antwort und auch der Heilige“, sagte Lewis. „Aber die meisten von uns wissen keine. Gibt es eine Antwort, die bestehen kann außer Kunst und Gott?“

„Der Tod ist die Antwort“, sagte Narwitz. „Nein, nicht in dem Sinne, wie die Menschen gedankenlos sagen, der Tod sei die Antwort auf alle Fragen und damit nur meinen, sie seien des Denkens müde. Solange wir kleine Kinder sind, wissen wir nichts vom Tod. Dann werden wir ihn gewahr, erkennen ihn, fürchten ihn oder bemeistern unsere Furcht vor ihm, aber sehen ihn immer objektiv als etwas außerhalb unser selbst Stehendes, als einen Abgrund am Schlusse, aber als einen Abgrund, aus dem wir, wie manche glauben, in ein anderes Dasein hinausklettern können.

Aber es gibt noch eine andere Stufe der Erkenntnis des Todes. Ein Mensch, der aufhört, ihn als etwas außerhalb seines Ich zu betrachten, der ihn sozusagen in sein Bewußtsein hereinzieht und diese Vorstellung des Todes sich einverleibt, der ist ganz verwandelt. Er ist in vollstem Sinne neu geboren, sieht sich jetzt durchaus an zweiter Stelle, nicht in bezug auf etwas an erster Stelle Stehendes. Was den ersten Platz einnimmt, wird er vielleicht eines Tages erfahren oder auch nicht, aber das ist gegenwärtig nicht wichtig. Die Anmaßung, die Selbsttäuschung, die ich am schwersten zu überwinden fand“, sagte er, sich zu Lewis hinüberneigend, als erleichtere das sein Geständnis, „diese unheilvolle Täuschung ist unser Glaube, dass wir Anrecht auf den ersten Platz haben, solange wir nicht aus eigener Erfahrung etwas entdecken, das uns überragt ... Aber der wahre Philosoph ist jener, der ohne ein Bild vor Augen in die Knie sinkt, weil er sich durchaus an zweiter Stelle fühlt und weil es ihm ein Bedürfnis ist, zu knien. Einem solchen kann das Schicksal nichts anhaben – oder vielmehr, es kann ihn nicht berühren, auch wenn es ihm Leib und Seele zerfleischt.“

 



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