Das 12. Jahrhundert

Das Rittertum

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Die Anfänge des Rittertums reichen weit zurück bis in das Frankenreich. Einfallende muselmanische Reiterheere konnten nur durch Reiter zu Pferde, sprich durch „Ritter“, abgewehrt werden. Als Modell stand die Lehnsherrschaft im Vordergrund.

Codex Manesse Der von Kürenberg

Codex Manesse, UB Heidelberg, Der von Kürenberg

Ritter waren nach gültigem Recht Vasallen ihrer Lehnsherren, gehörten zu einem eigenen, sich von den Bauern abgrenzenden Stand. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert galt eine ritterlich-höfische Kultur als Ausdruck der tugendhaften Standesethik. Prägende Attribute der ritterlichen Tugenden waren êre (Ehre) und mâze (zuchtvolle Lebensform). Die Idee der Kreuzzüge , Befreiung Jerusalems von den „Ungläubigen“, gab dem europäischen Ritterstand schon durch kirchliche Weihe seine Rechtfertigung. Im religiösen Widerstreit sind heute nach islamischer Auffassung Christen die Ungläubigen, die es zu bekämpfen gilt.

Im Zentrum des ritterlichen Lebens stand die Minne, die Verehrung einer hochgestellten Dame (frouwe), die auch verheiratet sein durfte. Auf Turnieren kämpfte man ihr zu Ehren. Der Minnesang entwickelte sich somit als mittelalterliche Liebeslyrik parallel und von alleine.
Die wichtigste Sammlung dieses Minnesangs findet sich in der Manessischen Liederhandschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg).

Erste Nachfolger der Ritter waren bereits im 15. Jh. die Landsknechte, die meist in Form von Heeren auftraten.

 

Falkenlied

Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
Dô ich in gezamete, als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und floug in anderiu lant.
Sît sach ich den valken schône fliegen:
Er vuorte an sînem fuoze sîdîne riemen,
unt was im sîn gevidere alrôt guldin.
Got sende sî zesamene, die geliep wellen gerne sîn!


(Der von Kürenberg, 12. Jahrhundert)


Der Kürenberger, Adeliger aus Österreich, dichtete um 1160 Lieder ritterlicher Lyrik. Der Eintritt der Ritter in die Dichtkunst erschloss ein ganz neues Stoffgebiet, die Liebe zwischen Mann und Weib. Das berühmte Gedicht vom Falken deutet verschleiert wohl eine Liebesbeziehung an.

 

Das Nibelungenlied. Die Abbildung stammt aus einer Handschrift des 15. Jahrhunderts. Sie zeigt die Abfahrt der Burgunder ins Hunnenland.
Das Nibelungenlied. Die Abbildung stammt aus einer Handschrift des 15. Jahrhunderts. Sie zeigt die Abfahrt der Burgunder ins Hunnenland.

Das Volksepos ist in der Regel ein Heldenepos. Ein Dichter unbekannten Namens hat um 1200 in der seit ca. 1100 bekannten Sprache des Mittelhochdeutschen das Nibelungenlied auf bayerischem Boden in die uns überlieferte Form gegossen.

Vielgesungene Lieder haben wohl als Grundlage gedient. Die Siegfried-Brunhild-Sage und das Lied vom Untergang der Burgunder wurden miteinander verschmolzen, also Naturmythen vom Kampf zwischen Sonne und Finsternis mit historischen Erinnerungen aus der Völkerwanderung.
Das Ganze ist aber aus einem Guß. Überliefert ist das Werk in zehn vollständigen Handschriften und neunzehn Bruchstücken.

 



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