Die Kreide
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Die Kreidezeit oder Kreide, beschreibt die Erde vor 145 bis 66 Millionen Jahren. Mit einer Dauer von ca. 80 Millionen Jahren die längste Periode der Geochronologie. Der Name geht zurück auf die Schreibkreide der Insel Rügen in der Ostsee (lat. creta, eine helle, zum Weißfärben benutzte Erdfarbe von der Insel Kreta , die schon im Altertum bekannt war).
Von ausgedehntesten Überflutungen der Kontinente waren sogar Hochgebiete betroffen. Die Süderde Gondwana zerfiel endgültig. Das Meer drang von Süden nach Norden in den schmalen Golf zwischen Südamerika und Afrika: gegen Ende der Kreide waren beide bereits über 2000 km voneinander entfernt. Damit ging die Hunderte von Millionen Jahre währende gemeinsame Entwicklung zu Ende.
Das gewaltigste Landraubtier, mit einem 1,20 m langen Schädel und dolchförmigen Zähnen dürfte der Tyrannosaurus rex gewesen sein. Überreste wurden bekannt aus Montana/USA und der Mongolei. Neueren Untersuchungen zufolge hält man den Tyrannosaurus für einen Aasfresser, da er aufgrund anatomischer Merkmale wohl nicht schnell genug war für eine erfolgreiche Jagd. An Größe wurde T. rex lediglich von einigen vegetarisch lebenden Dinos übertroffen. Die Säugetiere spielten in der Kreidezeit noch keine große Rolle. Sie lebten vielmehr im Schatten der großen Saurier. Gegen Ende der Kreide lebten bereits Halbaffen.
Zum rätselhaften Ende der Dinosaurier:
Es gab in der Tierwelt mindestens fünf Massensterben: Im späten Ordovizium vor 420 Mio. Jahren, im Oberdevon vor 360 Mio. und am Ende des Perm vor 245 Mio. Jahren, am Ende der Trias vor 205 Mio. sowie eben an der Wende der Kreidezeit zum Tertiär vor 65 Mio. Jahren. Auch Fischsaurier, Flugsaurier und zahntragende Vögel überlebten nicht. Brückenechsen, Schildkröten, Krokodile, Echsen (Gekkos, Eidechsen) und Schlangen behaupteten sich weiterhin
Neue blütenreiche Pflanzenformen setzten sich durch zu einer neuen Vegetation, pflanzenfressende Dinos verschwanden und fehlten dann den Raubechsen als Nahrung.
Oder lag der Grund ihres Verschwindens in den Folgen einer Sternexplosion, also einer Supernova in unmittelbarer Nähe unseres Sonnensystems? Dabei hätten nämlich große Mengen von Röntgen- und Gammastrahlen die Erde betroffen und eine sehr schnelle Eiszeit ausgelöst, was für wärmeliebende Dinos tödlich gewesen wäre.
Viel Aufregung fand die These eines Zusammenstoßes der Erde mit einem Himmelskörper: Ein Asteroid mit einem Durchmesser von ca. 10 km stürzt nach dieser Theorie mit so großer Wucht auf die Erde, dass ein breiter Krater von ca. 175 km entsteht. Solche Kollisionen ereignen sich statistisch gesehen in 100 Millionen Jahren einmal. Der Einschlag würde eine gewaltige Staubwolke in der Atmosphäre erzeugen, die die Sonne etwa drei bis fünf Jahre verfinsterte. Das bedeutete, im Meer fehlte das für das Plankton lebenswichtige Licht für die Energieumwandlung, also wäre die Photosynthese unterbrochen gewesen, was eine Lücke in der Nahrungskette ausgelöst hätte. Nach dieser Theorie hätte aber gegen Ende der Kreide kein Wirbeltier, das schwerer war als 25 kg, die Katastrophe überlebt.
Die Suche nach Spuren alter Meteoritenkrater zur Untermauerung dieser Therorie gestaltete sich als schwierig. Solche Spuren wurden z.B. durch Meeresvorstöße und Gebirgsbildungen in vielen Fällen längst beseitigt. Die geologisch größten Asteroidenkrater der jüngeren Zeit von 100 km Durchmesser fand man zunächst in Südafrika, Kanada und Sibirien; in Schweden gibt es einen Krater mit 50 km Durchmesser. Diese reichten von ihrer Größe allerdings nicht aus, um das Phänomen zu erklären. Inzwischen ist man jedoch fündig geworden. Ein Krater mit einem Durchmesser von 180 km befindet sich im Umkreis des Golfs von Mexiko im äußersten Nordwesten der Halbinsel Yukatán in Mexiko (Chicxulub-Krater). Dieser muss von einem Asteroiden mit einer Größe zwischen 10 und 15 km verusacht worden sein. Dafür sprechen auch das hier besonders hohe Iridium-Vorkommen und hohe Platinmetall-Anteile an der Grenzschicht zum Tertiärgestein. Diese Edelmetalle sind in solchen Konzentrationen selten in den oberen Erdschichten zu finden, kommen aber in höheren Konzentrationen z.B. in Asteroiden aus dem All vor. Auch das Alter des Chicxulub-Kraters passt in die Zeit des Massensterbens vor 65 Mio. Jahren.
Neben der Verdunklung durch Staub und Asche kommt es zu weiteren einschneidenden Veränderungen im Zusammenhang mit einem solchen Einschlag. Saurer Regen, verursacht durch Schwefelverbindungen, die aus dem Kalkgestein in die Atmosphäre gelangen und ein Kälteschock (globaler Winter) gefolgt von plötzlichem Treibhauseffekt sind Anzeichen einer globalen Klimaveränderung. Diese ist an der Wende zum Tertiär Ursache für den Massentod zahlreicher Tierarten, der zudem nicht abrupt, sondern relativ langsam vor sich ging. An Stelle warmzeitlicher Pflanzenflora (Palmen) folgte nun eine Pflanzenwelt des gemäßigten Klimas, die fast ausschließlich aus Nadelwäldern bestand. Und dies ist bedeutsam: Schon geringe Änderungen der Umweltfaktoren können für hochspezialisierte Tierarten verheerende Folgen haben, denn die Spezialisierung ist genetisch fixiert, also erblich, und die Evolution ist nicht umkehrbar (ein einmal rückgebildetes, weil nicht mehr gebrauchtes Organ, ist bei Bedarf nicht wieder neu bildbar). Und die Krokodile? Allein ein krasser Temperaturabfall hätte sicher auch die Krokodile ausgerottet (Alligatoren sterben den „Kältetod“ bei ca. minus 4° Celsius; es tritt Kältestarre ein). Man nimmt an, dass die geringe Spezialisierung der Krokodile seit ihrem Erscheinen in der Trias und ihre relative Unabhängigkeit von bestimmten Biotopen der Grund für das Überleben dieser Panzerechsen war.
Anmerkung zum Stichwort Meteoriteneinschlag:
Ein 25 km breiter Einschlag im Nördlinger Ries führte zur Umleitung des Mains. Der Urmain floß südlich in die Donau; nach dem Crash erst erfolgte die Umleitung via Rhein in die Nordsee.
Bei Münster in Westfalen wurden Ammoniten aus der Kreidezeit gefunden, die größten jemals entdeckten dieser Art, die bis zu 2 Metern Schalendurchmesser aufweisen. Der Name ist der Form entsprechend von den Wildhörnern des ägyptischen Gottes Ammon abgeleitet.
Ammoniten gehören zu einer Untergruppe der Kopffüßer mit äußerer spiraliger Kalkschale, dem heutigen Nautilus verwandt. Es waren schwimmende Tiere des hohen Meeres, auftretend bereits im Silur mit einer Hauptentwicklung in Trias und Jura und ihrem Ende in der Kreidezeit. Man kennt insgesamt über 5000 Arten.
Weblinks
- Wikipedia: Kreide
- Wikipedia: Kreidezeit
- Wikipedia: Tyrannosaurus rex
- Wikipedia: Halbaffen
- Wikipedia: Dinosaurier
- Wikipedia: Supernova
- Wikipedia: Iridium
- Wikipedia: Klimaveränderung