Vom Luder zur Nachtigall - Martin Luther und die Reformationszeit

Kaiser Karl V.

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Kaiser Karl V., Gemälde von Tizian (1548), München, Alte Pinakothek.
Kaiser Karl V., Gemälde von Tizian (1548), München, Alte Pinakothek.

Kaiser Karl V.

1500–1558

Die Geschichte seines Lebens gestaltete sich durch seine Mit- und Gegenspieler derart leidenschaftlich und wild, dass wir ihr mehr Platz einräumen wollen.

In Gent (Flandern) wurde er geboren, in den Niederlanden als Burgunder erzogen, der große Karl V., der römisch-deutscher Kaiser werden sollte.

Kultur und Handel blühten in den zum Reich gehörenden Niederlanden speziell im südlichen Flandern. Karl war ein Enkel des Habsburger Kaisers Maximilian und Sohn von Philipp dem Schönen. Nicht nur Maximilians österreichische Erblande fielen bei dessen Tode (1519) an seinen Nachfolger, dem Großvater Ferdinand dem Katholischen folgte er auch als Regent von Spanien (1516). Bei der Wahl zum deutschen Kaiser waren neben Karl auch Franz I. von Frankreich  sowie Kurfürst Friedrich der Weise aus Sachsen erste Aspiranten. Die Wahl bedeutete, dass der neue Regent viel Geld speziell an die Kurfürsten zu zahlen hatte. Karl sollen dafür allein durch die Fugger und andere mehr als fünfhunderttausend Gulden zur Verfügung gestellt worden sein.

1520 begab er sich von Spanien nach Aachen und gewann die Kaiserwahl einstimmig, nachdem der im Volk sehr beliebte Friedrich der Weise auf eine Wahl verzichtet hatte. Es folgte darauf die Kaiserkrönung in Aachen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die kaiserlichen Rechte nicht unerheblich beschnitten bzw. vertraglich begrenzt wurden, denn die Kurfürsten fürchteten die übergroße Macht Karls und wollten das Reich und Eigeninteressen davor schützen. Diese Einschränkungen bezogen sich z.B. auf das Verbot eines Krieges mit dem Ausland, ferner darauf, dass an Ausländer keine Reichsämter mehr vergeben werden durften und die Gesetze des Reiches auch kaiserlicherseits einzuhalten waren. Reichsstädte hatten entscheidende Mitwirkung und Zustimmungsgewalt in praktisch allen wesentlichen Regierungsgeschäften.
Karl war jedenfalls der mächtigste Mann in Europa. Diese Macht verband er mit seiner Idee, weltlicher Führer der Christenheit zu sein und damit Beschützer der Kirche .

Das Mittelalter war zu Ende gegangen (Maximilian galt als der letzte Ritter ), in der jetzt beginnenden Neuzeit wurde erst recht mit allen Mitteln gestritten, wenn es um Macht und Einfluß ging.

Doch mit einem Mann hatte Karl gewiß nicht gerechnet: Die „Nachtigall aus Wittenberg“, Martin Luther , bereitete ihm schlußendlich die große Niederlage seines Lebenstraumes, der darin bestand, die Einheit der Kirche  zu sichern und gar zu stärken. In der Schlacht bei Mühlberg siegten zwar die katholischen Truppen unter Karl gegen die Protestanten, aber das Rad der Geschichte war nicht mehr zurückzudrehen. Karls Imperium wuchs zwar weiter, denn bereits 1521 eroberte Cortez Montezumas Reich für den Habsburger, doch die Konfessionsstreitigkeiten sollten erst auf dem Augsburger Reichstag 1555 beendet werden, dem Karl allerdings fernblieb. An seiner Stelle vertrat ihn sein Bruder Ferdinand. Der Mannesstamm der Habsburger starb mit Karl V. aus. Eine spätere Thronfolgerin sollte Maria Theresia (1717–1780) sein.

 



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