Die Nachkriegszeit

Angelo Giuseppe Roncalli - Ein seltener Papst

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Angelo Giuseppe Roncalli.
Angelo Giuseppe Roncalli.

Angelo Giuseppe Roncalli

1958–1963

Angelo Giuseppe Roncalli wird Papst Johannes XXIII.

In Bergamo 1881 als drittes von dreizehn Kindern armer Landarbeiter geboren, erlebte Papst Johannes XXIII. nur ein kurzes Pontifikat (fünf Jahre) bis zu seinem Tod in Rom.
Doch in dieser kurzen Zeit eroberte er die Herzen der Welt.

Erst mit 72 Jahren wurde er Kardinal  von Venedig .

Er gilt als der Papst des Übergangs.
Von vielen Gläubigen als bester Papst seit Menschengedenken anerkannt, bereitete er ein ökumenisches Konzil gegen den Widerstand der Kurie vor, das 1962 zusammentrat, und ebenso eine Reform des Kirchenrechts. Roncalli wollte die Kirche  für den Dialog mit der Welt (mit nichtkatholischen Kirchen) öffnen, gründete das Sekretariat für die Einheit der Christen. Er war kein raffinierter Intellektueller, aber die Strippenzieher im Vatikan hatten es schwerer als erwartet mit ihm. „Ich will die Fenster der Kirche  weit öffnen und frische Luft hereinlassen“, sagte er. Er war ein bedeutender Papst, der sich sogar in die großen machtpolitischen Entscheidungen einmischte. Als die Kubakrise 1962 die Welt an den Rand eines Atomkrieges bringt, vermittelt er erfolgreich zwischen Kennedy und Chruschtschow, die beide ihre Kriegsschiffe zurückziehen. Später danken beide dem Papst für diese Intervention.

Zahlreiche Anhänger der Ökumene schöpften damals Hoffnungen, die durch seinen frühen Tod wieder ad acta gelegt werden mussten. Nicht wenige Gegner der Amtskirche sagen vorwurfsvoll: Nach ihm lebt die Kirche  wieder wie um ihrer selbst Willen, sich stets an erste Stelle setzend, in den ewig alten Strukturen, Gebärden und Formulierungen ihres kirchlich verordneten Christentums, dem Syllabus treu ergeben, ohne Aussicht auf Befreiung aus diesem Getto der ewig getreuen Fundamentalisten unter Federführung von Kurienkardinal Ratzinger. Wie formulierte einmal der Weihbischof von Würzburg, Dr. Friedhelm Hofmann: „Wir müssen uns heute die Füße blutig laufen, um die Menschen nicht zu verlieren.“

Roncalli war mächtig, blieb jedoch immer auch ein einfacher Mann. Auf die Frage, was er nach dem Konzil tun wolle, antwortet er: „Einen Tag lang mit meinen Brüdern auf dem Feld arbeiten.“ Zu sich selbst soll er mehrfach gesagt haben: „Johannes, nimm dich nicht so wichtig.“ 81-jährig erkrankt er an inoperablem Magenkrebs, legt aber seine ganze Kraft in die Enzyklika Pacem in terris, Friede auf Erden. Er stirbt am Pfingstmontag 1963.

„Dieser Mann war ein Heiliger“, soll der Atheist Chruschtschow geäußert haben.

 



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