Schriftsteller und Philosophen

Friedrich Nietzsche

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Friedrich Wilhelm Nietzsche, Gemälde von Curt Stoeving, 1884.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, Gemälde von Curt Stoeving, 1884.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

1844–1900

Friedrich Wilhelm Nietzsche, Philosoph, geb. in Rökken bei Lützen, gest. in Weimar.

Sohn eines lutherischen Pfarrers, den er mit fünf Jahren verlor, mit Mutter und Schwester aufwachsend.

Studierte in Bonn und Leipzig Philologie. Eine Professur für Philologie in Basel aus Krankheitsgründen aufgebend, wurde er freiwilliger Krankenpfleger im Deutsch-Französischen Krieg.

 

Aus seinem großen Bekanntenkreis hatte vor allem Richard Wagner  einen großen Einfluß auf ihn.

Chronische Kopfschmerzen und zunehmende Augenschwäche konnten ärztlicherseits nicht gelindert werden.

Beziehungskrisen (1882) zu Lou Salomé schadeten zudem seinem seelischen Zustand. Im Januar 1889 wurde nach einem Zusammenbruch eine progressive Paralyse diagnostiziert. In Weimar gepflegt, dämmerte er elf Jahre dahin bei zunehmender geistiger Umnachtung. Seine gute Beziehung zu Wagner hatte sich längst ins Gegenteil verkehrt.

Unter Schopenhauers Einfluß erlebte Nietzsche auch seine eigene Krankheit als Schicksal. Von Schopenhauer, dessen Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung er schon als Student kennengelernt hatte, übernahm er die These vom Vorrang des Willens, und damit des Lebens, des Instinkts, des Triebes vor dem Intellekt, dem Bewußtsein überhaupt. Die Erfahrung, dass das Leben unmittelbar ist, und die Erkenntnis, dass es keiner ethischen Beurteilung unterworfen werden könne, hatten zur Entfremdung gegenüber Wagner geführt.

In seiner eigenen Weltauslegung entlarvt der freie Geist Selbsttäuschungen, deckt Illusionen auf und relativiert Vorurteile. Damit zwingt er zur Einsicht in die Sinnlosigkeit aller Sinngebungen.

Nietzsche erweist sich als der Seher und Sprecher der Heraufkunft des Nihilismus. Seine Sprache ist die vor nichts zurückschreckende Sprache der Wahrhaftigkeit, die er in den Dienst eines Lebens im Bruch mit allem stellt. Doch bald ergänzt er die Analyse des Nihilismus durch den Versuch einer Überwindung. Er schreibt sein bekanntestes Buch Also sprach Zarathustra, das er ein „Buch für alle und keinen“ nennt. Nun wurde die Umwertung aller Werte zum Motto seines Angriffs auf das Christentum , das er als pietistisch und sentimental kennengelernt hatte.
Dessen Sklavenmoral finde in der Mitleidsethik ihren schwächlichen Ausdruck, meinte er. (Der Antichrist, 1888, posthum erschienen). Der Mensch  werde auf das Jenseits vertröstet, dem Nietzsche in Die Morgenröte und Jenseits von Gut und Böse das echte Diesseits entgegenstellt, die wahre Welt des Menschen und seine Aufgabe, den Übermenschen zu realisieren. Nietzsche prophezeite den europäischen Nihilismus. „Alles kehrt wieder, jedes Leiden etc., alles.“

Als Nietzsche 1882 schreibt „Gott ist tot“, gab es einen gewaltigen Aufschrei. Der tolle Mensch , der dies auf dem Marktplatz ausrief, bezieht sich jedoch nicht auf den Gott der Gläubigen, der immer war und immer sein wird, sondern auf das, wofür Gott im Rahmen unserer Kultur stand und was er ihr bedeutete: Ein gemeinsamer Glaube an Gott, und dieser Glaube war es, der im Europa des 19.Jahrhunderts erlosch. Nicht mehr Gott befindet sich im Zentrum allen Wissens und der Sinngebung, sondern nun gibt es hier ein Vakuum. Gott verlor seine Bedeutung für die Wissenschaft und die Philosophie, der Mensch  wurde das Maß aller Dinge. Indem wir Menschen der westlichen Welt uns immer mehr der Natur zu- und vom Übernatürlichen abgewandt haben, haben wir den Gott unserer Vorfahren getötet.

Zunächst von vielen als Nihilist und Antichrist geschmäht, später vom Nationalsozialismus  regelrecht mißbraucht, hat seine Bedeutung insgesamt eher zu- als abgenommen. M. Heidegger spricht Nietzsches Willen zur Macht als die Endgestalt der abendländischen Metaphysik an. Er wird damit als einer der wichtigsten Bekenner modernen Selbstverständnisses des Menschen angesehen.

Seit es Menschen gibt, hat der Mensch  sich zu wenig gefreut. Das allein, Bruder, ist unsere Erbsünde. (Nietzsche)



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