Dichtung zwischen Klassik und Romantik

Friedrich Hölderlin

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Friedrich Hölderlin, Pastellbild von Franz Karl Hiemer, Marbach, Schiller-Museum.
Friedrich Hölderlin, Pastellbild von Franz Karl Hiemer, Marbach, Schiller-Museum.

Friedrich Hölderlin

1770–1843

lebte Friedrich Hölderlin, der an dem Zwiespalt zwischen dem Reich der Ideen, das er in sich trug, und der rauhen Wirklichkeit, die ihn umgab, scheitern sollte.

Geb. in Lauffen am Neckar, wuchs er nach dem Verlust des Vaters bei Mutter und Großmutter auf. Mit Schelling und Hegel besuchte er zusammen ein Tübinger Stift, konnte sich nicht entschließen, Theologe zu werden, statt dessen aber Hauslehrer in verschiedenen Familien in Tübingen, der Schweiz und in Bordeaux, ebenso in Frankfurt im Hause des Bankiers Gontard, mit dessen Gattin Susette Gontard ihn bald eine tiefe Seelenfreundschaft verband. In ihr sah er seine Schönheitssehnsucht erfüllt. In seinen Werken heißt sie Diotima nach einer Gestalt im Gastmahl Platons.

Schon mit 32 Jahren war er (1802) beständig ergriffen von dem Gegensatz zwischen dem Feuer  des Himmels und der Eingeschränktheit der Menschen. Er empfand den Bruch des Menschen mit dem All, seinen Abfall von der ursprünglichen Harmonie mit der Natur noch schmerzlicher als Schiller , fand aber aus Sehnsucht und Klage nicht den Durchbruch zur inneren Freiheit durch den Willen. Er versank langsam in die „ob auch von einzelnen Blitzen noch wunderbar erhellte Nacht des Wahnsinns.“ Seit 1807 lebte er, überaus gut betreut, noch 36 Jahre im Haus des Schreiners Zimmer in Tübingen, bis der Tod ihn befreite.

In Bildern von verklärter Schönheit und einer Sprache von berauschendem Wohllaut drücken seine Gedichte die Sehnsucht nach jenem Einklang des Menschen mit Gott, Natur und Schönheit aus, die er gleich Winckelmann im Altertum  verwirklicht glaubt. Mühelos beherrschte antike Versmaße, teils in freien Rhythmen, sind seine dichterische Form.

Eines seiner schönsten Lieder soll hier erwähnt werden. In Menschenbeifall beklagt er das Unverständnis der Welt:

Ist nicht heilig mein Herz, schöneren Lebens voll, seit ich liebe?
Warum achtetet ihr mich mehr, da ich stolzer und wilder, wortereicher und leerer war?

Ach! Der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt, und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen.
An das Göttliche glauben die allein, die es selber sind.

(F. Hölderlin)

 

Besonders bekannt wurden Hyperions Schicksalslied, Jugend („Ich verstand die Stille des Äthers, des Menschen Wort verstand ich nie“), der Neckar, Heidelberg, Gesang des Deutschen, Hälfte des Lebens.

Hölderlin war ein Priester der göttlichen Natur, der Künder eines Reichs der Schönheit und des Göttlichen.

Die sinnenhafte Wirklichkeit war ihm ein Leben des Scheins; wesenhaft war ihm einzig das Reich der Ideen als geistige Heimat des Menschen. Erst das 20. Jh. hat Hölderlin tiefer verstanden, das 19. hinderte daran vielfach der allzu große Glaube an die Beherrschung der Natur.

 



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