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Peter Paul Rubens

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P.P. Rubens, Der Raub der Töchter des Leukippos, München, Alte Pinakothek.
P.P. Rubens, Der Raub der Töchter des Leukippos, München, Alte Pinakothek.

Peter Paul Rubens

1577–1640

Peter Paul Rubens, flämisches Malergenie. Einer der größten Dramatiker unter den Malern, mit dem Denken und Fühlen der feinen Gesellschaft durch jahrelangen Aufenthalt an italienischen und spanisch-niederländischen Höfen bestens vertraut, kluger Beobachter und geschickter Diplomat.
Lernte Latein und Griechisch, seine Kenntnis antiker Kultur und speziell der Literatur überstieg selbst die gebildeter Zeitgenossen. Sein wacher Geist interessierte sich für fast alle Gebiete und Fragen des Lebens. Seine Sippe darf man zu den angesehenen in Antwerpen rechnen, wo Jan Rubens zu den Sympathisanten des Schweizer Reformators Johannes Calvin  gehörte.

Die Verfolgung religiöser Reformationsanhänger führte ihn (Jan) nach Köln, wo er Sekretär der Herzogin Anna von Sachsen wurde, Gemahlin des niederländischen Freiheitskämpfers Wilhelm von Oranien , aber offenbar nicht nur als juristischer Rechtsberater, sondern auch als Ersatzmann für ihren selten heimischen Ehemann, was beide ins Gefängnis brachte.

1573 gegen Bürgschaft entlassen, durfte er sich in Siegen (Westfalen) niederlassen. Dort wurde Peter Paul im Juni 1577 als sechstes Kind geboren. Nachdem Jan Rubens 1587 nach reumütiger Rückkehr zum katholischen Glauben gestorben war, reiste seine Frau mit ihren Kindern zurück nach Antwerpen, wo Peter Paul bald schon als Lehrling des Landschaftsmalers Tobias Verhaecht arbeitete.

Nach zwei weiteren Atelieraufenthalten nahm die St.-Lukas-Gilde den knapp 21-jährigen als Meister auf. Er arbeitete aber weiterhin mit seinem letzten Lehrherren van Veen zusammen. 1600 reiste Rubens nach Italien und wurde gleich Hofmaler des Herzogs von Mantua, kam nach Genua, Florenz, Rom, dann sogar nach Spanien an den königlichen Hof. Überall schloss er Bekanntschaften – und malte. Er kopierte Werke Raffaels, Michelangelos und Tizians vor allem, zeichnete häufig Statuen aus dem griechischen und römischen Altertum , auf die er später immer wieder als Vorbilder zurückgriff.

Rubens geniale Leistung besteht darin, dass er das antike Schönheitsideal übernahm, aber die Gestalten mit prallem, leidenschaftlichem Leben erfüllte. Im Todesjahr der Mutter, Maria Pypelincks, kehrte er nach Antwerpen zurück und malte u.a. für die dortige Bürgerschaft die Anbetung der Könige, die Kreuzabnahme für den Altar der Liebfrauenkirche. Speziell Aufträge für Altarbilder häuften sich in dieser Zeit.

„Manche Künstler stellen, statt Fleisch wiederzugeben, lediglich Marmor dar, den sie in verschiedenen Farben malen“, sagte Rubens. Seine Darstellungen nackter Körper wirken niemals peinlich oder gar obszön.

Rubens wurde Hofmaler bei Erzherzog Albrecht mit einem Gehalt von 1.000 Gulden und Steuerfreiheit, und das ohne Verpflichtung, am Hof in Brüssel wohnen zu müssen. Auch hatte er das Recht, Gehilfen einzustellen. 1609 heiratete er die 18-jährige Isabella Brant. Ohne die geringste Unterbrechung vollzog sich der künstlerische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufstieg des Malers mit großer Stetigkeit.

Das Schicksal verschonte ihn aber nicht. 1623 starb seine Tochter Clara Serena mit 12 Jahren, 1926 wurde seine Frau Isabella ein Opfer der Pest .

In diesen schweren Jahren wurde Rubens als Diplomat bekannt. Er sprach sechs Sprachen, kannte sich an Fürstenhöfen aus und wurde mit politischen Aufgaben betraut, die Gewandtheit und Takt erforderten. Wer vermutete in dem berühmten Maler schon den Gesandten?
In Europa tobt der Dreißigjährige Krieg, Spanien kämpft mit England um die Vorherrschaft.
Einen wesentlichen Teil der Verhandlungen zwischen Philipp IV. von Spanien und Karl I. von England führt über Jahre hinweg kein anderer als Rubens. Beim Friedensschluß 1630 wird Rubens von Karl I. in Cambridge zum Ritter  geschlagen und zum Magister artium (Lehrer der Künste) promoviert.

Im selben Jahr 1630 heiratet der 53-jährige zum zweitenmal: die 16-jährige Hélène Fourment, die für viele Frauengestalten sein Modell war. Seit 1626 leidet er an der Gicht. Ab 1640 sind beide Hände gelähmt. Der Tod am 30. Mai 1640 ist schließlich eine Erlösung für diesen genialen Meister des flämischen Barocks.

 



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