Von Benvenuto Cellini bis zum Ende des Jahrhunderts

Johannes Calvin

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John Calvin 02

Brustbild des Reformators Johannes Calvin, Musée du Protestantisme Français, Paris.

Johannes Calvin

1509–1564

Johannes Calvin (s. Abb. 76), geb. in Noyon, einem französischen Bischofssitz, wurde dort als Ketzer  verfolgt und kam über Basel nach Genf, wo er seit 1536 als Prediger und Reformator wirkte. Nach religiösen und sozialen Unruhen wurde er 1538 ausgewiesen, doch riefen ihn die Genfer 1541 wieder zurück. Hier baute er seine Lehre aus und übte eine Art theokratische Herrschaft über die Stadt aus.

Vielleicht war seine harte Jugendzeit Ursache seiner düsteren Glaubenshaltung? Calvin studierte an der Pariser Universität und sprach ein glänzendes Lateinisch. Als er 1528 austrat, um in ein anderes College zu wechseln, wurde gerade im gleichen Jahr sein katholischer Gegenspieler, Ignatius von Loyola , in diesem College aufgenommen. Wegen größerer Aussichten schloss Calvin ein Studium der Jurisprudenz an. Logik, Präzision und Härte übertrug er auf seine Theologie und Ethik. Immerhin befand auch er den großen Erasmus  als „nach Cicero die größte Zierde und Leuchte der Wissenschaft“. Luthers Theorien von der Erlösung durch den Glauben und der freien Gnadenwahl Gottes beeindruckten ihn sehr. Das Heil erwächst nach Calvin nur aus Christi Opfertod, doch beileibe nicht für alle Menschen. Schon lange vor der Weltschöpfung hat Gott ganz unabhängig von ihren Tugenden und Lastern, bestimmt, wer ins Heil und wer in die Hölle kommt. Dies leitet er ab von den Bibelworten „Denn er spricht zu Moses: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, des erbarme ich mich.“

Luther sagte, die Zukunft sei determiniert, da Gott sie vorhergesehen hat, Calvin dreht dies um: Gott sehe die Zukunft voraus, weil er sie gewollt und vorbestimmt habe. Ein Fegefeuer gebe es nicht. Deshalb sei es zwecklos, für Verstorbene zu beten. Seine Hauptquelle bildete der heilige Augustinus , dessen Prädestinationslehre wiederum auf Paulus  ruhen soll.

Calvin lenkte alles Denken nur auf das Jenseits und lehnte die Sehnsucht der Humanisten nach irdischer Vervollkommnung absolut ab. Seine Lehre, die Institutio, erschien im Todesjahr des Erasmus  1536. Er malte jedenfalls das absurdeste und lästerlichste Gottesbild, das die Geschichte kennt. Zu den Ketzern, die nach Calvins Überzeugung den Tod verdienten, gehörte mit Michael Servet – eigentlich Miguel Serveto – ein spanischer Arzt und Theologe, der einen pantheistischen Neuplatonismus vertrat, was ein Angriff auf die kirchliche Dreieinigkeitslehre bedeutete. Von der Inquisition  verhaftet, wurde er unter aktiver Teilnahme Calvins zum Tode verurteilt und 1553 in Genf verbrannt.

Dieser Michael Servetius hatte den kleinen Blutkreislauf (Lungenkreislauf) richtig beschrieben und die Existenz von Capillaren angenommen, über die aber erst später von Malpighi  1661 publiziert wurde.

 



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