Bedeutende Künstler und Persönlichkeiten der Renaissancezeit

Michelangelo Buonarroti

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Ausschnitt aus „die Erschaffung Adams“ aus dem Deckengewölbe der Sixtina.
Ausschnitt aus „die Erschaffung Adams“ aus dem Deckengewölbe der Sixtina.

Michelangelo Buonarroti

1475–1564

Michelangelo Buonarroti: geb. 6. März 1475 in Caprese (Toskana, Italien), gest. in Rom.

Michelagnolo laut Geburtsanzeige: Michelagniolo di Ludovico Buonarroti-Simoni.

Bildhauer, Maler, Baumeister und Dichter.
Nach Auffassung der meisten Kulturhistoriker der bedeutendste Künstler aller Zeiten, trotz Leonardo  und Raffael .

Michelangelo war von mittlerer Größe, breitschultrig, schlank, mit relativ großem Kopf, etwas abstehenden Ohren und hoher Stirn, struppigem Haar und Bart. Meist trug er nach der Überlieferung „alte Kleider“ und wusch sich nicht unbedingt regelmäßig.
Michelangelo beneidete Raffael  um dessen Erfolg und Beliebtheit und war eher reizbar. Eine gewisse Verbitterung und Melancholie waren seine lebenslange Tragödie.

 

Lorenzo de Medici, genannt Il Magnifico (1449–1492). Andrea del Verrocchio schuf diese Büste.
Lorenzo de Medici, genannt Il Magnifico (1449–1492). Andrea del Verrocchio schuf diese Büste.

Seine Ausbildung begann Michelangelo unter Lorenzo de Medici (Il Magnifico, der Prächtige), der leider bereits 1492 verstarb.

 

Der Streit mit einem seiner Mitgesellen, Pietro Torrigiano, brachte Michelangelo einen Nasenbeinbruch ein, der ihn lebenslang zeichnete. Papst  Julius II., Freund und Gönner Michelangelos, starb bereits 1513 (vier Monate nach Fertigstellung der Deckengewölbe der Sixtinischen Kapelle), und dessen Nachfolger, Leo X., sollte Raffael  bevorzugen. Die Decke der Sixtina wurde unter schwierigsten Bedingungen nach vier Jahren 1512 beendet. Mitarbeiter hatte der Meister nach kurzer Zeit entlassen. Sie gehört mit 340 Figuren bis heute zu den großen Sehenswürdigkeiten aus dem Werk Michelangelos neben seinem David  in Florenz und der Pietà in Rom.

 

'David' by Michelangelo JBU0001
David, bildhauerliches Meisterwerk von Michelangelo, 1501-1504, Galleria dell'Accademia (Florenz)

Der Lohn für Michelangelos Deckenausmalung der Sixtina betrug 400 Florin, was in der Währung von 1960 etwa 5.000 Dollar entspricht.

Zur Technik dieser Fresken: Er fertigte jeweils einen Karton an, der mit der Vorderseite nach unten an die frisch gekalkte Decke gepreßt wurde, die Zeichnung wurde durchgepaust und der Karton anschließend entfernt. 5 Helfer schickte Michelangelo wieder nach Hause und malte 4 Jahre lang alleine „das Gewaltigste, das ein einzelner je in der Geschichte der Malerei  vollbracht hat.“

Der leitende Kunstrestaurator des Vatikans, Giancarlo Colalucci, geriet in helle Begeisterung, als bei der Säuberung der Deckenfresken in der Sixtina (1983–85) dunkle Staubschichten (aus fünf Jahrhunderten) entfernt worden waren. Man ging zuvor davon aus, Michelangelo habe gedämpfte, verhaltene Töne bevorzugt. Nach mühevoller Freilegung von Teilen der Fresken schwärmte Colalucci sogar von einer Explosion der Farben, die der Meister geliebt haben muss, besonders das Rot, Gelb, Violett und Grün.

 

Creación de Adán (Miguel Ángel)
Die Erschaffung des Adma - der wohl berühmteste Ausschnitt des Deckengewölbes der Sixtina

Deckengewölbe der Sixtinischen Kapelle.
Deckengewölbe der Sixtinischen Kapelle.

Michelangelos Decke der Sixtina löste damals (1545 bereits) eine ungeheure Begeisterung aus und brachte dem Meister entsprechendes Lob ein, von einigen aber auch Tadel, denen die Figuren allzu nackt erschienen. Sechzehn Jahre nach des Meisters Tod beschloss ein päpstliches Gremium unter Papst  Pius IV., verschiedene Figuren zu verhüllen. Und ein ehemaliger Schüler seines Herrn, Daniele da Volterra, bekleidete 24 Gestalten und verpaßte zwölfen einen Lendenschurz, was ihm den spöttischen Beinamen „der Hosenmaler“ (Brachettone) einbrachte.

 

Stimmen zu Michelangelo

Giorgio Vasari:
„Hervorragende und eifrig bemühte Geister, vom Licht Giottos und seinen Nachfolgern geleitet, versuchten der Welt die ihnen verliehenen Kraft zu zeigen. Da sandte der Lenker der Welten einen Geist zur Erde, der allvermögend in jeder Kunst und jedem Beruf zeigte, was Vollkommenheit der Zeichnung in Entwurf und Umriss, Reliefgebung durch Licht und Schatten ist ... Außerdem sollte er wahre Philosophie sowie die Zierde der Dichtkunst besitzen, damit die Welt ihn im Leben, im Wirken, in der Heiligkeit der Sitten und allen menschlichen Handlungen als höchstes Vorbild achte und bewundere, so dass er von uns mehr als ein irdisches Gut erkannt werde ...
Michelangelo hatte einen sehr gesunden Körper, war mager, mit guten Nerven ausgestattet. Er war als Kind schwächlich. Als Mann musste er zwei schwere Krankheiten durchmachen, ertrug aber jede Beschwerde leicht, hatte keine Leiden, nur dass er im Alter an Nierenschmerzen und Blasenleiden litt, weshalb sein Freund Raldo Colombo ihn jahrelang ärztlich behandelte und kurierte. Michelangelo war von mittlerer Größe, hatte breite Schultern. Als er alt wurde, trug er Stiefel aus Hundefellen monatelang über den bloßen Füßen. Wenn er sie endlich ausziehen wollte, ging öfter die Haut mit herunter. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit pflegte er über den Strümpfen Stiefel von Corduan zu tragen. Sein Antlitz war rund, die Stirn eckig und frei mit sieben Furchen quer darüber hin. Die Schläfen ragten weiter vor als die Ohren, die eher ein wenig groß waren und von den Wangen abstehend. Die Nase war ein wenig gequetscht, da sie ihm Torrigiano mit der Faust eingeschlagen hatte. Die Augen waren mehr klein als groß, rabenschwarz, mit gelblichen und hellblauen sprühenden Punkten untermischt. Die Augenbrauen hatten wenig Haare, die Lippen waren fein, die untere dicker und ein wenig vorstehend. Das Kinn stimmte gut zu dem übrigen Gesicht. Haupt- und Barthaare waren schwarz, mit grauen untermischt, der Bart nicht sehr lang, gabelartig geteilt und nicht besonders voll.“

Blaise de Vigenère schrieb 1550:
„Ich habe Michelangelo bei der Arbeit gesehen. Er hatte schon die Sechzig überschritten, und obwohl er nicht sehr kräftig war, schlug er innerhalb einer Viertelstunde von dem harten Marmorblock mehr Splitter herunter als drei junge Steinmetzen in der dreifachen Zeit. Und er bearbeitete sein Werkstück mit solcher Energie und solchem Feuer , dass ich fürchtete, es möchte auseinanderbrechen. Mit einem einzigen Schlag sprengte er drei oder vier Finger breite Stücke ab und ganz genau an der markierten Stelle; denn wenn nur eine Kleinigkeit mehr weggesprungen wäre, hätte er riskiert, das ganze Werk zu zerstören.“

Benedetto Varchi, Orazione, 1564:
„Das höchste Glück und die größte Seligkeit des Menschen besteht darin, Gott zu begreifen, zu lieben und ihm vollkommen zu dienen. In seinen Gedanken über den Tod erlangte Michelangelo seine höchste Vollendung, sein höchstes Glück und seine höchste Seligkeit. Wer war frommer als er? Wer sonst führte ein so gottergebenes Leben? Und wer starb einen so christlichen Tod wie Buonarroti?“

 

Die Kuppel von St. Peter über den Bäumen der Vatikanischen Gärten, erschaffen von Michelangelo.
Die Kuppel von St. Peter über den Bäumen der Vatikanischen Gärten, erschaffen von Michelangelo.

Michelangelo schrieb bevorzugt Sonette. Das Sonett (italienisch sonetto, kleiner Tanz) ist eine Hauptform der lyrischen Dichtung, aus 2 vier- und 2 dreiteiligen Strophen bestehend. Es entstand in Italien im 13. Jahrhundert, mit Dante und Petrarca als dessen erste Meister. Später traten Michelangelo (s.u.) und die Dichterin Vittoria Colonna hinzu, an die Michelangelo einige seiner schönsten Sonette richtete. Seit dem 16. Jahrhundert trat es in allen Literaturen auf: in England, Frankreich , später in Spanien und den Niederlanden.

 

 

 

Moses vom Julius-Grabmal, Marmor, von Michelangelo.
Moses vom Julius-Grabmal, Marmor, von Michelangelo.

Am Ziel der langen Fahrt ist angelangt mein Leben,
Wie wild das Meer und wie schwach nur der Kahn,
Im Hafen ist der Landende nun gehalten,
Rechenschaft über all sein Tun zu geben.

Hab ich die Kunst zur Gottheit einst erhoben
Zum einzigen Herrn, die Freude am Gestalten,
Jetzt sehe ich, wieviel Irrtum sie enthalten
Und wie wir gegen unser Bestes streben.

Die eitle frohe Schaffenswonne ist zu Ende,
Da sich ein zweifach Sterben mir bereitet:
Ein Tod ist da, den anderen seh‘ ich nahen.

Nicht mal noch meißel’ ich mehr,
Die Seele wendet sich zu Gott, der vom Kreuz
Die Arme ausbreitet, uns zu umfassen.

(Michelangelo Buonarroti)

 

 

Via Appia in Rom
Via Appia in Rom
Auch das ist Rom, Gasse in Trastevere
Auch das ist Rom, Gasse in Trastevere


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