Bedeutende Künstler und Persönlichkeiten der Renaissancezeit

Erasmus von Rotterdam

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Erasmus von Rotterdam, Paris Louvre, von Hans Holbein d. Jüngeren.
Erasmus von Rotterdam, Paris Louvre, von Hans Holbein d. Jüngeren.

Erasmus von Rotterdam

1466–1536

Erasmus von Rotterdam, bedeutendster Humanist nicht nur seiner Zeit, geb. bei oder in Rotterdam als illegitimer Sohn eines Priesters und einer Arzttochter. Desiderius Erasmus („erwünschter Liebling“) wurde Priester. Niemand weiß genau, ob er 1466 oder erst 1469 geboren wurde. Gelübde als Augustinermönch und glücklicherweise nicht als Dominikaner, denn wen diese „Hunde des Herrn“ (Domini canes), wie manche etwas spöttisch sagen, im Verdacht der Untreue hatten, wurde lebenslang verfolgt und bestraft. Sein Eintritt als Mönch ins Klosterleben wurde von seinem Vormund erzwungen, nachdem dieser ihn nach dem Tode des Vaters auch noch um sein Vermögen gebracht hatte. Später wurde er durch päpstliches Wohlwollen offiziell von Rom klösterlich freigestellt, was ihm von großem Nutzen war, da er beinahe unentwegt unterwegs war, mit den Großen seiner Zeit bekannt war oder zumindest korrespondierte. Erasmus genoß praktisch überall, selbst im Vatikan und bei dem sonst so unduldsamen Herrn Calvin  in Genf, größte Wertschätzung und Hochachtung.

Freiheit ging ihm über alles, dafür lehnte er sogar eine angebotene Professorenstelle ab. Im Grunde war und blieb er ein großer Kritiker und Skeptiker, auch der Kirche  gegenüber. England, das er dreimal bereiste, begeisterte ihn regelrecht. Hier lernte er Tomas Morus, John Collet, William Grocyn und andere kennen und schätzen. Er lebte wie die meisten der damaligen Humanisten von seiner Feder.

Erasmus sprach und schrieb ein glänzendes Latein und war ein ebenso begeisterter Weintrinker. Eines der meistgelesenen Bücher dieser Zeit war sein Lob der Torheit, geschrieben in England bei eben diesem Thomas More. Zu Lebzeiten erschienen 40 Auflagen dieser Schrift, in der er sich über Astronomen, den „Mumpitz von Wundertaten“ und vieles mehr lustig machte. Es war dies eine reine Satire auf Kosten der Mönche, der Inquisitoren (!), Kardinäle und Päpste. „Die Päpste haben jegliche Ähnlichkeit mit den Aposteln verloren“, schrieb er. Erasmus war dabei stets amüsant und lehrreich. Seine Kritik am Zölibat war vehement: „Ein Eheweib ist ihnen verboten, Konkubinen oder Huren nicht.“

Papst Leo X. war ihm dennoch wie schon sein Vorgänger, Julius II., sehr gewogen.

Jeglichen Nationalismus bezeichnete Erasmus als einen Fluch der Menschheit  („Ich wünsche Weltbürger“). Anstoß nahm er an Ablaß, Fasten, an Wallfahrten, Ohrenbeichte, Mönchswesen, Zölibat, Reliquienverehrung, Heiligenanrufung und Ketzerverbrennung. Er empfahl eine „möglichst wenig wörtliche“ Interpretation der Heiligen Schrift. Seine starke Hinneigung zur Vernunft war bekannt.

Erasmus war von Gestalt klein, mager und blaß, die Stimme ebenso schwach wie seine Konstitution, aber er hatte „geistblitzende Augen“, wie Zeitgenossen zu berichten wußten. Holbein fertigte einige Erasmus-Portraits.

Desiderius Erasmus stellt ohne Zweifel die höchste literarische Verkörperung der Renaissance dar. Im Jahr 1517 (!) befürchtete er eine „große Revolution“. Zwei Monate später brach sie aus (Luthers Thesenanschlag in Wittenberg ).

„Maxime peccantes, quia nihil peccare conantur“ (Die größte Sünde begeht der, der nicht zu sündigen wagt). Zitat des Erasmus von Rotterdam.

 

Einer der frühen Schüler des Erasmus war der Schweizer Reformator Zwingli. Desiderius Erasmus starb 1536 in Basel, wo er sich 1521 endgültig niedergelassen hatte. Hier druckte Froben eine Gesamtausgabe seiner Werke. Basel hatte den Vorzug, weil sich hier Katholizismus und Reformation beinahe friedlich nebeneinander vertrugen. An der Durchsetzung der Reformation nahm er zwar nicht teil, zertstritt sich jedoch sogar mit Luther wegen dessen übertriebener Heftigkeit. Die Gicht befiel ihn im Winter 1535/36. Erasmus blieb gelassen bis an sein Ende. Als er dieses kommen fühlte, bestellte er seinen Sarg und hinterließ Kranken und alten Armen sowie Waisenkindern alles das, was er besaß. Im Münster zu Basel wurde er beigesetzt.

Erwähnt wurde schon, dass sich im 15. Jahrhundert viele Bürger Nachnamen zulegten, soweit sie noch keine besaßen. Eine Kinderschar von 8 bis 10 galt als normal, 15 waren aber keine Seltenheit. Die städtische Architektur galt als überaus tüchtig. Um 1500 besaßen die Deutschen die bequemsten Häuser in Europa.

Eine reguläre Polizei kannte man in den Städten nicht, wohl aber gab es für Verfehlungen drakonische Strafen.

Man aß immer noch mit den Fingern, und die Trunksucht hatte sich seit Karl dem Großen als Nationallaster mehr bewahrt als bewährt. Offizielle Tischmanieren gab es keine, Gabeln waren zum Essen seit dem 14. Jahrhundert zwar bekannt, wurden aber nicht immer benutzt.

 

Das Namensfest des Schutzpatrons einer Stadt beging man mit Kirmes (das Wort leitet sich vom Holländischen kerk (Kirche) und mis (Messe) ab).

Jahr für Jahr machte sich das künstlerische Übergewicht der blühenden süddeutschen Städte über Köln und dem Norden stärker bemerkbar. Das Zentrum des deutschen Handels war, speziell der Handel mit Italien, ohne Zweifel Augsburg, wo die große Fugger-Familie zu Hause war.

 



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