Das 15. Jahrhundert

Nikolaus von Kues

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Nicholas of Cusa

Nikolaus von Kues, Ausschnitt eines Gemäldes von Johann van Duyren.

Nikolaus von Kues

1401–1464

Nikolaus von Kues war der Sohn eines recht wohlhabenden Moselschiffers.

Geboren in Kues an der Mosel, ging er mit vierzehn Jahren an die Universität Heidelberg, die erst 1386 gegründet worden war, wo er auf Befürworter einer radikalen Kirchenreform im Geiste Militschs von Kremsier traf. Die Quellen dieses neuen Denkens interessierten Nikolaus sehr wohl, der 1417 in Padua kanonisches Recht studierte und mit dem Doktorat abschloss. Alle Welt des Geistes fragte in dieser Zeit nach der rechtmäßigen hierarchischen Spitze der Kirche , des Papsttums, das sich erst verdoppelt und dann sogar verdreifacht hatte.

Die Liebe des Cusaners zur Antike und der neuen Bewegung des Humanismus  führten ihn kurz nch Rom und anschließend nach Köln, wo er an der Universität sein Theologiestudium beendete. Eine Kirchenreform bot sich angesichts der drängenden Fragen nach der Ketzerbekämpfung speziell in Böhmen, der Kreuzzugsvorbereitung gegen die Hussiten und der Gedanken einer Union mit der Ostkirche geradezu als Notwendigkeit an. Der Hussitenkreuzzug endete schimpflich. Der neue Papst  Eugen IV. war mit Zugeständnissen an die Hussiten nicht einverstanden. Es kam zur päpstlichen Suspendierung des Konzils, das aber den Gehorsam verweigerte. Nikolaus befand sich in einer schwierigen Situation. Er war mittlerweile zum Vertreter des Erzbischofs Ulrich von Manderscheid avanciert, der zu den Konziliaristen gehörte, die das allgemeine Konzil über das Papsttum stellten (1434). Schriftführer des Konzils war kein anderer als Silvio Piccolomini, der spätere Papst  Pius II. Er bestärkte den gesinnungsverwandten Nikolaus im Prozeß gegen Papst  und Kurie. Nikolaus verfaßte drei Schriften, die sich mit den Auseinandersetzungen befaßten, u.a. mit einer Reichsreform, die er in engem Zusammenhang mit der Kirchenreform sah. Der Cusaner war für einen demokratischen Aufbau der Kirche , wonach Laien ihren Pfarrer, diese ihren Bischof, die Bischöfe die Kardinäle und diese wiederum den Papst  wählen sollten. Den Vorrang unter den Aposteln habe Petrus nicht durch göttliche Verleihung erlangt, sondern auf Grund freier Zustimmung der Apostel, meinte er. In seinem dritten Buch wies er die Behauptung, dass der Kaiser  unter dem Papst  stehe, zurück. Die Übertragung des Kaisertums durch den Papst  sei nichts als eine Fälschung. Hierdurch geriet Kues bei der päpstlichen Kurie in den Verdacht der Ketzerei . Nikolaus verließ das Konzil 1434. Es war ihm wohl klar, dass die Gefahr einer erneuten Kirchenspaltung bestand. Der Konzilsleiter Cesarini schlug ihm vor, zu Vorverhandlungen über eine Kirchenunion mit Rom als Leiter einer päpstlichen Delegation nach Konstantinopel  zu gehen. Der Gedanke reizte Nikolaus überaus, stand doch eine Kirchenunion längst schon im Mittelpunkt seines Denkens, das auf eine universale Harmonie als Ziel gerichtet war.

Nikolaus wünschte eine alle umfassende Kirche , in der nicht das Bekennen einzelner Glaubenssätze, vielmehr die Kraft und Tiefe des Glaubens zählte; der Amor Dei ist für ihn das Kriterium für die Wahrheit einer Religion. Das Unglück bestand für den Cusaner in dem Desinteresse der Fürsten an einer Reform oder Einheit der Kirche . Sein Freund Piccolomini wurde Kardinal  und holte ihn nach Rom, wo Nikolaus 1457 zum Kurienkardinal ernannt wurde. Piccolomini wurde ein Jahr später zum Papst  Pius II. gewählt. Der Cusaner befaßte sich nun mit der Kreuzzugvorbereitung gegen die Türken, um die Bedrohung Roms zu beseitigen. Auf dem Wege zum Kreuzheer ereilte ihn im August 1464 der Tod.

Er war eine widerspruchsvolle Persönlichkeit. Als Kirchenfürst bekämpfte er das Hussitentum, als Philosoph und religiöser Denker sowie als Freund des Papstes verdeckte er seine ketzerische Gedankenwelt. So stellte er etwa das Dogma von der alleinseligmachenden katholischen Kirche  in Frage. Seine Aussagen über die Schöpfung? Er nimmt an, die Geschöpfe seien von Ewigkeit her erschaffen, die Welt sei der geschaffene Gott. Dieser habe die Dinge nicht früher schaffen können, als er selbst war. Das jedenfalls, was Nikolaus schrieb, und das, was er tat, war gewiß relativ extrem. Aber sein Leben fand kein so gewaltsames Ende wie das seines Seelenverwandten und Bewunderers Giordano Bruno .

 

Die mystische Bewegung schlug bereits im 13. Jh. in Deutschland  hohe Wellen.

Viele Mystiker, wie z.B. Meister Eckhart (1260–1327), gehörten zu den Kritikern der Amtskirche. Dieser Tradition des mystischen Pantheismus, also einer unkirchlichen Frömmigkeit, entfloß sicher auch eine wesentliche Quelle der Reformation.



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