Das 13. und 14. Jahrhundert

Die Inquisition

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Tod auf dem Scheiterhaufen.
Tod auf dem Scheiterhaufen.

Gemäß dem Alten Testament  hieß es: „Der Fall eines Ketzers muss sorgfältig untersucht werden.“ Wenn „drei ehrenwerte Zeugen aussagen, die Ketzer seien hingegangen und hätten anderen Göttern gedient, dann musste man sie ausführen zum Tore und zu Tode bringen.“

Die Kirche sah, wie auch der Staat, in der Ketzerei Hochverrat. Für Innozenz war ein Ketzer schlimmer als ein Jude oder Mohammedaner. Im klassischen Rom wurden bereits Gotteslästerer vor Gericht gebracht. Der Richter leitete eine inquisitio ein. Im antiken Griechenland  war mangelnder Kult der Götter des Pantheons ein todeswürdiges Verbrechen. Auf Grund eines solchen Gesetzes wurde auch Sokrates  mit dem Tode bestraft.

Die Wiedergeburt des römischen Rechtes in Bologna im 12. Jh. lieferte Methode und Anregung für eine solche religiöse Inquisition.

Im 13. Jh. Übernahm die Kirche das Ketzergesetz ihres größten Feindes, Friedrichs II., das die Ketzerei mit dem Tode bestrafte. In Toulouse gab es zwischen 1335 und 1353 besonders große Inquisitionsprozesse. Das Volk hatte Angst, durch das Decken von Ketzern Schaden an der eigenen Seele zu nehmen.

1212–1250

Friedrich II. , Enkel Friedrich Barbarossas, geb. in Ancona 1194, also 4 Jahre nach dem Tod Barbarossas, wurde König von Sizilien, 1226 erstmals und 1239 zum zweiten Mal von Papst  Gregor IX. gebannt. Er brachte fast ganz Italien unter sein Regiment. Von seinen Gegnern, besonders Gregor, wurde Friedrich als „leibhaftiger Antichrist, Ketzer und Freigeist“ verdammt.

Er selbst sah sich als gottnaher Friedensfürst und Heilsbringer, beteuerte seine Rechtgläubigkeit, ließ die Ketzer als Staatsfeinde verfolgen und wollte Frieden mit dem Papsttum. Erst mit seinem Tode 1250 brach die Staufermacht zusammen.

Das ursprüngliche Ziel von Papst  Innozenz war, alle Häretiker auszurotten. Er sagte: „Das Zivilrecht bestraft Verräter mit Vermögensverlust und mit dem Tode. Um so mehr sollten wir alle Verräter am Glauben mit Kirchenbann und Vermögensverlust bestrafen, denn dieses ist eine viel größere Sünde.“

Der Ketzer (Häretiker) war ein Verräter von innen her, der die Einheit des Christentums unterhöhlte, das sich in einem gewaltigen Kampf mit dem Islam  befand. Weiter sagten die Theologen: Wenn jedermann die Bibel in seinem eigenen Lichte betrachten wollte, müßte die Religion bald in hundert verschiedene Bekenntnisse zerfallen.


Das Volk, außer in Südfrankreich und Norditalien, beteiligte sich am eifrigsten an der Verfolgung von mutmaßlichen Ketzern und lynchte oft zu allererst, auch aus Angst, die Geistlichkeit könne eventuell zu gnädig mit ihnen verfahren.

Der Staat nahm mit einigem Zögern an der Ketzerverfolgung teil, schon weil ihm an dem einen Glauben des Volkes gelegen war.

Die strengsten Vernichtungsgesetze wurden 1220–1239 von Friedrich II.  erlassen: Kirchlich Verurteilte waren dem weltlichen Arm zu übergeben, also den örtlichen Behörden und damit dem Scheiterhaufen. Bei Widerruf kam der Verurteilte mit lebenslanger Haft davon. Sein Besitztum wurde eingezogen, die Erben wurden enterbt und seine Kinder von bezahlten Stellungen ausgeschlossen, es sei denn, sie denunzierten wiederum andere Ketzer.

Die gerichtliche Untersuchung war vor dem 13. Jh. den Bischöfen vorbehalten.

Bei der bloßen Befragung traten natürlich viele Schwierigkeiten auf. Man nahm häufiger Zuflucht zum sogenannten Gottesgericht. Innozenz verbot dies, aber andere, wie z.B. der heilige Bernhard, billigten es.

Als ein italienischer Bischof zu den Katharern übertrat, ernannte Papst  Gregor IX. eine Inquisitionsbehörde unter Führung eines Dominikanermönchs, die in Florenz die Ketzer abzuurteilen hatte. Damit war die päpstliche Inquisition geschaffen, wenn auch formell die Inquisitoren dem Ortsbischof unterstanden. Unbereute Ketzerei war Hochverrat, darin waren sich Kirche und Staat (Friedrich II.) einig. Folge war die Todesstrafe.

Nach 1227 kam es zur Einsetzung von Inquisitores, die oft Angehörige von Bettelorden, speziell Dominikaner, waren. Ohne bischöfliche Zustimmung waren allerdings keine schweren Strafen zu verhängen!

Robert der Dominikaner, ein ehemaliger Katharer, ließ an einem Tage 180 Gefangene auf den Scheiterhaufen schicken. Gregor entsetzte ihn (1239) seines Amtes und ließ ihn auf Lebenszeit inhaftieren.

Die Rechtsprechung der Inquisitores erstreckte sich nur auf Christen, nicht auf Juden und Moslems. Falsche Anzeigen wurden schwer bestraft. Die Angeklagten erfuhren jedoch nicht, wer im einzelnen Anklage gegen sie erhoben hatte, schon wegen der Rachegefahr durch Familienangehörige.

Folter wurde an bischöflichen Gerichten in den ersten Jahren nicht angewendet, erst 1225 genehmigte man sie, sofern die Richter von der Schuld der Angeklagten überzeugt waren.

Wer am Fuße des Scheiterhaufens bekannte, wurde zu lebenslanger Haft begnadigt.

Die Kirche sprach niemals eine Todesstrafe aus! Ecclesia abhorret a sanguine (die Kirche scheut das Blut), hieß es offiziell. In Wirklichkeit aber bedeutete der Schuldspruch das bekannte Ende des Lebens für einen Delinquenten.

Die Zahl der zum Tode Verurteilten ist allerdings geringer, als die Geschichtsforscher früher annahmen. Die schlimmsten Tragödien der Inquisition spielten sich in der Verborgenheit der Kerker ab, nicht im Flammenschein des Scheiterhaufens.

 

Ergebnisse

Die mittelalterliche Inquisition erreichte ihre unmittelbaren Ziele: Zertretung der Katharerketzerei in Frankreich , Niederschlagung der Waldenser , Gewinnung Italiens für den Katholizismus und Aufschiebung der Spaltung der Christenheit um drei Jahrhunderte.

In Spanien spielte die Inquisition bis 1300 eine geringe Rolle. Erst später gab es den berauschenden Anreiz per Gesetz, dass das Ketzervermögen dem Staat zufiel: Inqisitio et acquisitio (Inquisition und Bereicherung) waren zu verführerisch, als dass man auf den zweiten Teil hätte verzichten wollen. In England dagegen faßte die Inquisition eigentümlicherweise nie Fuß.

Viele Sekten, teils ketzerischer, teils mystischer Prägung blieben in Böhmen und Teilen Deutschlands bestehen und ebneten Reformatoren wie Johannes Hus  und Martin Luther  den Weg.

Trotz aller Menschenopfer in den politisch oder religiös verursachten Auseinandersetzungen in Mittelalter, Reformationszeit, Gegenreformation und Dreißigjährigem Krieg: Unsere moderne Zeit hat durch Kriege mehr Menschen vernichtet als alle Kriege und Verfolgungen von Caesar bis Napoleon  zusammengenommen.

Man kann feststellen, dass Unduldsamkeit die natürliche Begleiterscheinung eines starken Glaubens bei verschiedenen Völkern war. Duldsamkeit kam nur hoch, wenn der Glaube an Gewißheit verlor. Das war auch bei den Muslimen nie anders. Platon heiligte bereits die Unduldsamkeit in seinen Gesetzen.

 

Hoch über St. Ulrich im Grödner Tal liegt am Berghang die älteste Kirche dieser Region, St. Jakob. Sie wurde um 1250 erbaut, als der letzte Staufer, Friedrich II., gerade verstorben war, also in der Zeit des Thomas von Aquin und gut 26 Jahre nach Franz von Assisi. Im Hintergrund der Langkofel.
Hoch über St. Ulrich im Grödner Tal liegt am Berghang die älteste Kirche dieser Region, St. Jakob. Sie wurde um 1250 erbaut, als der letzte Staufer, Friedrich II., gerade verstorben war, also in der Zeit des Thomas von Aquin und gut 26 Jahre nach Franz von Assisi. Im Hintergrund der Langkofel.

Im Vergleich zu der Ketzerverfolgung in Europa von 1227 bis 1492 bedeuten die Christenverfolgungen im Rom der ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte ein mildes und menschliches Vorgehen.

 



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