Das 13. und 14. Jahrhundert

Die Albigenser

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Die Albigenser, genannt nach der südfranzösischen Stadt Albi, waren eine Sekte des 12. und 13. Jh.s, ein Zweig der Katharer, auch in Oberitalien verbreitet.
Große Teile des Adels, u.a. die Grafen von Toulouse, schlossen sich ihr an und brachten die Albigenser zu großer Macht.

Albigensian Crusade 01

Papst Innozenz III.  exkommuniziert die Albigenser (links), Massaker an den Albigenser durch die Kreuzfahrer (rechts); British Library, Royal 16 G VI f. 374v.

Die Albigenserkriege von 1209 bis 1229 wurden geleitet von Simon de Montfort, der sich in Palästina  ausgezeichnet hatte.

Die Kirchenfeindlichkeit nahm gegen Ende des 12. Jh.s bereits stürmische Formen an. Es gab Zwischenzeiten des Mystizismus und der religiösen Empfindsamkeit, welche das kirchlich organisierte Christentum  verabscheuten und sich von ihm freimachten, speziell aus Abneigung gegen das Priestertum.

Der Fehlschlag der Kreuzzüge  führte zum Zweifel an der göttlichen Herkunft und ihrer Unterstützung der christlichen Kirche . Sekten entstanden, die wirkliche Wunder leugneten, ebenso die Gegenwart Christi in der Eucharistie und die Wirksamkeit von Gebeten an Heilige. Um 1000 n. Chr. bereits gab es solche Anschauungen, z.B. in Orléans und Toulouse. Bis zum 13. Jh. wuchs die Zahl solcher ketzerischer Sekten auf 150 an.

Selbst die franziskanische Bewegung entstand organisatorisch als solche „Sekte“ und entging nur mit knapper Not der Verurteilung wegen Ketzerei .

Die Waldenser entgingen ihr nicht. Ihr Gründer, Petrus Waldus aus Lyon vertrat die Überzeugung, Christen müßten nach der Bibel, also ohne Besitz, wie die Apostel leben. Er predigte eine christliche oder evangelische Armut. Die Priester- und Kirchenfeindlichkeit breitete sich von Frankreich  über Spanien nach Deutschland  aus. Bei der Vernichtung der Albigenser mussten auch tausende von Waldensern den Scheiterhaufen besteigen. Petrus selbst starb 1217 in Böhmen wohl eines natürlichen Todes. Mitte des 12. Jhs. waren die westeuropäischen Staaten von ketzerischen Sekten durchsetzt. Allein in Mailand gab es 17 neue „Religionen“. Die mächtigste von allen waren die Albigenser. Papst  Innozenz III.  rief Christen aller Länder zu einem Kreuzzug gegen sie auf. Als Lohn winkte er mit einer vollkommenen Ablaß-Verheißung.

1204 sah er eine solche Bedrohung von Kirche  und Staat durch diese Sekte, dass er dem Oberhaupt der Zisterzienser, Arnaud, außerordentliche Vollmachten zur Durchführung einer Inquisition  in Frankreich  gab. Aber selbst viele Christen waren gegen eine kriegerische Verfolgung. Der heilige Dominikus kam aus Spanien und hielt friedliche Predigten gegen die Ketzer. Als die Kreuzfahrer nach Béziers kamen, erstürmten sie die Stadt und erschlugen 20.000 Männer, Frauen und Kinder. Cäsarius von Heisterbach, der Zisterziensermönch, schrieb, Arnaud hätte auf die Frage, ob man Katholiken schonen sollte, gesagt: „Erschlagt sie alle, denn Gott kennt die Seinen!“

Simon de Montfort überfiel eine Stadt nach der anderen: die Bevölkerung musste jeweils dem römischen Glauben die Treue schwören oder als Ketzer den Tod erleiden. Vier Jahre lang dauerte diese Schlacht.

1215 ergab sich Toulouse. Simon fiel 1218. Die Albigenser, die noch am Leben waren (Innozenz war gestorben und der Kreuzzug eingestellt), übten ihre Religion weiter aus und predigten unter dem milden Herrscher von Toulouse. Nach fast 30 Jahren fanden die Albigenserkriege ihren Abschluß.

1229 kam es zum Friedensvertrag. Der Katholizismus triumphierte, die Zeit der Toleranz aber war zu Ende. Laien durften keinen Bibelteil mehr besitzen! Das fröhliche Zeitalter der Troubadours schwand in Südfrankreich dahin.



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