Das 12. Jahrhundert

Innozenz III. und Friedrich II.

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Zwei andere Persönlichkeiten prägten diese Zeit: Papst  Innozenz III. hob die Kirche  für 100 Jahre auf ihre höchste Höhe empor und Friedrich II., Enkel des Friedrich Barbarossas, hob seinerseits das Reich für zehn Jahre auf seine höchste Höhe empor.

1280 gab es bereits 200.000 Minoriten in etwa 8ooo Klöstern, um 1300 etwa 700 Zistertienserklöster. Ein Jahrhundert nach Franzens Tode wurden seine treuesten Nachfolger, also die der strengen Regel, von der Inquisition  auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der heilige Dominikus war härter als Franz und verehrte ihn, genau so wie Franz den Dominik mochte. Sie zusammen brachten wahrscheinlich der Kirche  die Rettung.

Auch andere Bettelorden gründeten einen zweiten Orden für Nonnen: Augustiner, Dominikaner, Karmeliter. Um 1300 gab es in Europa ebenso viele Nonnen wie Mönche.

 

1198 wird Innozenz III. zum Papst  gewählt. Ende des 12. Jahrhunderts: Viele Sekten entstehen, besonders in Frankreich  und Deutschland . Nach Beendigung der Kreuzzüge  war vor allem die Enttäuschung über deren fehlgeschlagenen Erfolg überaus groß. 150 Sekten ketzerischer Art gab es allerdings bereits um 1000 n. Chr., z.B. in Orléans und Toulouse.

Abweichler vom gelehrten Glauben der Kirche  sind nicht alle von der Inquisition  erfaßt und vernichtet worden. Zu den bekannteren mittelalterlichen Ketzern gehörte ein Mann aus Kastilien im südlichsten Italien, Joachim di Fiore (um 1135–1202), auch wenn er paradoxerweise in der katholischen Kirche  als Seliger gilt. Auslandsreisen, um die Ostkirche und den Islam  kennen und verstehen zu lernen, führten ihn u.a. nach Byzanz. Wieder zu Hause, studierte er die Bibel überaus fleißig, wurde nach einiger Zeit bei Benediktinern 1177 Abt des Zisterzienserordens in Burgund. Sein Ziel war, an einer Kirchenreform mitzuwirken, da die bestehenden Orden sich zu weit von den Ideen und Ordensregeln ihrer Begründer entfernt hatten. Die Regeln eines Benedikt von Nursia  wurden vielfach längst nicht mehr eingehalten. Joachim verließ den Zisterzienserorden und lebte ein asketisches Leben. Die Auslegung der Heiligen Schrift, vor allem aber die Apokalypse des Johannes beschäftigten ihn besonders. Seine Schrift über die Trinität wurde vom Laterankonzil 1215 als ketzerisch verworfen. Die ganze Geschichte des Christentums war für ihn eine Aufeinanderfolge von drei Zeitaltern: Das des Vaters ist die Epoche von Abraham  bis Christi Geburt. Das zweite – die Epoche des Sohnes – beginnt mit Christus und umfaßt die ganze Kirchengeschichte. Das dritte ist das Zeitalter des Heiligen Geistes, das bald anbrechen wird und eine Zeit der Freiheit und Liebe bringen wird, und zwar ohne Sakramente, ohne Kirche  im bisherigen Sinne. Dies war für Joachim das eigentliche Verständnis der Trinität und zugleich Sinn der Apokalypse. Dieses ewige Evangelium wurde zu Joachims Grundbuch. Ein neuer Papst , „Dux novus“, führt die Christenheit sodann zu einer völligen Erneuerung. Die drei Stadien lösen einander also ab und stehen für die Begriffe Furcht (Altes Evangelium), Glaube (Neues Evangelium) und Liebe und Freiheit (dritte Epoche). In diesem dritten Reich der Gerechtigkeit und Freiheit herrsche Liebe statt Angst, Freiheit statt Knechtschaft. Friede und Recht herrschen in allen Ländern. Joachim di Fiore wurde zum Propheten des Friedens, der Freiheit und der Nächstenliebe.

Das Ketzerland schlechthin war ohne Zweifel auch in der Folgezeit (13. und 14. Jh.) Böhmen. Vor der Zeit des Jan Hus (1371–1415) traten hier vor allem Konrad Waldhauser (1325–1369) und Militsch von Kremsier (1325–1374) hervor, die vom Antichrist sprachen, und das war jeder, der den Namen Christi trägt, aber nicht nach seinen Geboten handelt, wer der Macht und dem Reichtum im Namen Christi dient, damit aber gegen Christus auftritt. Es war dies natürlich ein Affront gegen die geistliche Feudalität, ebenso aber gegen den mit ihr verflochtenen weltlichen Feudalismus. Eine Reform der Kirche  hatte die christliche Urgemeinde als Vorbild für gelebte Nächstenliebe. Unsittlichkeit und Geldgier des Klerus (kleros bedeutet Anteil) waren, verbunden mit sozialem Unrecht, das Wesen des Antichristen. Die Apokalypse wurde ganz im Sinne eines Joachim von Fiore ausgelegt.

Militsch bediente sich vor allem der tschechischen Muttersprache. In Avignon kann es zum Prozeß im Auftrag der Prager Geistlichkeit gegen ihn. Man befürchtete, dass die Ideen Militschs auf Polen und Schlesien übergreifen könnten. Militsch selbst aber war bereits todkrank, als er die Reise nach Avignon antrat, wo er auch 1374 verstarb. Der Prozeß fand ohne Urteil sein Ende.



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