Ende der Antike bis 11. Jahrhundert

Nach der Jahrtausendwende - das 11. Jahrhundert

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Die Salier

1024

Schwoiser Heinrich vor Canossa

Eduard Schwoiser „Heinrich vor Canossa“, Öl auf Leinwand, München, Stiftung Maximilianeum.

kamen Salier auf den deutschen Königsthron. Sie waren verwandt mit den Ottonen  durch die Ehe der Tochter Ottos I., Liudgard, mit Konrad dem Roten, Herzog von Lothringen. Der Name Salier kommt vom althochdeutschen Sal, was so viel wie Herrschaft bedeutet. Dieses fränkische Hochadelsgeschlecht besaß in der Zeit der Merowinger  bereits Hausgüter an Mosel und Saar und seit dem 10. Jh. um Speyer und Worms.

1077

Canossa-Gang des Saliers Heinrich IV.: von Papst  Gregor VII. vom Bann erlöst.

Heinrich hatte auf einer Synode (Worms 1076) den Papst  absetzen lassen, worauf Gregor ihn bannte und dessen Untertanen vom Treueid entband. Dies war die erste Absetzung eines deutschen Königs durch den Papst . Fürsten und Bischöfe verlangten eine Aussöhnung mit der Kirche , ansonsten sollte Heinrich von ihnen abgesetzt werden (s.d.), daher der Gang nach Canossa. Heinrich IV. wurde 1111 im Dom zu Speyer beigesetzt.

Anselm von Canterbury

1033–1109

Anselm von Canterbury, einer der größten Kirchenmänner der Geschichte, war ein scholastischer Theologe und Philosoph, geb.Italiener aus Aosta, seit 1060 Mönch, später Abt des Benediktinerklosters Bec in der Normandie und dann bis zu seinem Tod Erzbischof von Canterbury, Heiliger und Kirchenlehrer. Seine innige mystische Frömmigkeit machte ihn zum Vater der mittelalterlichen Scholastik und Mystik. Sein Grundsatz hieß „Credo ut intelligam“, ich glaube, um zu erkennen, was bedeutet, dass die Vernunft den Glaubensinhalt soweit als möglich rational durchleuchten und systematisieren soll. Er wurde zum Leitsatz der Scholastiker. Berühmt ist sein Gottesbeweis, der weit später von Immanuel Kant  als „ontologischer Gottesbeweis“ (nach grch. on für „sein“) bezeichnet wurde.

Anselm sagt: Da wir uns absolute Vollkommenheit vorstellen können, muss es sie auch geben. Und wenn sie existiert, dann ist sie Gott. Für Immanuel Kant  war diese Beweisführung nicht ganz astrein, denn „damit ist nahezu alles zu belegen.“

Dennoch etwas genauer zu Anselm: Existiert dieses Wesen, das vollkommener ist als alle anderen, nennen wir es „B“, lediglich als Idee? Anselm: Nein. Wenn nämlich B nicht existierte, könnte man sich ja ein Wesen denken, das genau so wie B ist, aber tatsächlich existiert. Denn selbstverständlich ist etwas Gutes, das wirklich existiert, vollkommener als ein bloß vorgestelltes Gutes. Daher muss die Annahme, dass B eine Idee ist, falsch sein, denn wenn sie wahr wäre, könnten wir uns ja ein vollkommeneres Wesen vorstellen. B existiert also.

Der Schlüssel zu diesem Beweis liegt im Begriff des Seins als einer Art Vollkommenheit an sich. Wir können uns nicht vorstellen, dass das denkbar Vollkommenste nicht existiert. Das, was möglicherweise nicht existiert, ist per definitionem weniger als das, was nicht existieren kann.

Diese „Logik“ hat Philosophen vom Range eines Descartes, Spinoza  und Leibniz an Anselms Beweis glauben lassen.

700 Jahre später sollte Immanuel Kant  in seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781 den Beweis widerlegen, indem er sagt: Wir können nur dann sagen, dass etwas existiert oder ist, wenn wir es erfahren. Die Erfahrung ist der einzig wirkliche Test für die Existenz.
Kurzum: Wenn Gott nicht existiert, läßt er sich nicht dadurch verbessern oder vollkommener machen, dass man ihm Existenz verleiht. Die Aussage, das „vollkommenste denkbare Wesen existiert nicht“, enthält keinen logischen Widerspruch, d.h. ein solches Wesen besitzt keine objektive Realität. Es bedeutet nicht, dass wir die Vorstellung eines solchen Wesens an sich leugnen.

Papst Clemens XI. erhob Anselm 1720 zum Kirchenlehrer.

Der „Cid“

1043–1099

Der „Cid“ in Spanien, maurischer Beiname des spanischen Nationalhelden Rodrigo Diaz de Vivar (geb. in Vivar bei Burgos, gest. in Valencia). Er eroberte 1094 das Maurenreich Valencia und hat trotz ungerechtfertigter Verbannung seinem König Alfons IV. stets die Treue gehalten.

1070

Die Türken erobern Jerusalem .

Pièrre Abaelard

1079

Peter (Pièrre) Abaelard, frz. Abélard, geb. bei Nantes, scholastischer Philosoph, gest. 1142 im Kloster St. Marcel bei Chalons, philosophische Bildung durch Roscelin (Nominalismus) und im Realismus, studierte später Theologie und eröffnete 1113 eine Schule in Paris , die gewaltigen Zulauf hatte. Seine Liebe zu Héloise, einer Nichte des Kanonikers Fulbert, die er heimlich heiratete, brachte eine tragische Wende seines Lebens: Von den Leuten Fulberts überfallen und entmannt, wurde Abaelard Mönch in St. Denis (1119), nachdem Héloise in das Kloster Argenteuil eingetreten war.

Abaelards Verdienst war die Anbahnung einer kritischen Erkenntnislehre. Sein Werk Sic et non förderte die scholastische Dialektik.

Scholastik: lat. scholasticus = zur Schule gehörig. Die in Schulen des Mittelalters (z.B Paris , Laon, Chartres) ausgebildete Theologie und Philosophie sowie deren Weiterentwicklung in der Neuzeit. Verbindung der christlichen Offenbarungslehre mit philosophischem Denken.
Scholastische Methode bedeutet: Klares Herausarbeiten der Frage (Questio), scharfe Abgrenzung und Unterscheidung der Begriffe (Distinctio), logisch geformte Beweise sowie Erörterung und Gegengründe in formgerechter Disputation. Dabei Hochschätzung von Autoritäten.
Die scholastische Theologie sucht, im Gegensatz zur rein biblischen Theologie, die christliche Offenbarung mit Hilfe der Philosophie tiefer zu verstehen.

Frühscholastik: Von 9. bis 12. Jh. (z.B. Anselm von Canterbury). Die Frage lautet, ob den allgemeinen Begriffen Seinscharakter zukomme (= Realismus) oder nur die kennzeichnende Eigenschaft von Namen (Nominalismus). Die scholastische Methode im 11. Jh. versuchte, die gegensätzlichen Aussprüche der Autoritäten mit Hilfe der Dialektik auszugleichen. So entstand die scholastische Methode des sic et non (= ja und nein) des Abaelard. Man unterscheidet diese Frühscholastik von der Hochscholastik im 13. Jahrhundert: d.h. den fortschrittlichen Aristotelismus des Albertus Magnus  und des Thomas von Aquin , auch naturwissenschaftliche Denker wie Roger Bacon und die enge Verbindung der Scholastik mit der Mystik sind hier von Bedeutung, sowie die Spätscholastik im 14. und 15. Jahrhundert.

 



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