Ende der Antike bis 11. Jahrhundert

Die Zeit der Merowinger

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Die Franken (= die Freien, die Kühnen), von den Römern im 3. Jh. gebrauchter Name für einen westgermanischen Stammesverband, der sich aus dem Zusammenwirken kleinerer Stämme wie Salier, Chamaven, Brukterer, Usipater bildete. Seit Mitte dieses 3. Jh.s dringen Franken in römische Grenzprovinzen und in Gallien ein und dehnen sich bis zur Somme aus.

Die Merowinger

Die Merowingische Dynastie (482–511) führt die Franken in den europäischen Blickpunkt. Das merowingische Frankenreich wird später durch Erbteilungen, Bruderkrieg und Verwandtenmord nahezu aufgelöst, wodurch die Hausmeier aufkommen können. Pippin II., Hausmeier Austrasiens, setzt sich im verbliebenen Gesamtreich durch. Die Hausmeier-Dynastie war in Austrasien zu einer erblichen Würde aufgestiegen, die durch Pippins Sohn Karl Martell (714–741) erfolgreich untermauert wurde. Dieser (uneheliche) Karl Martell verstärkt die Kontakte mit dem Papsttum und schlägt die anrückenden Araber zurück. Pippin III., seit 751 erster König der karolingischen Dynastie, gesalbt durch Bonifatius , wird „Patricius Romanorum“ (Schutzherr der Römer). Durch seine Pippinsche Schenkung kommt es zur Errichtung des Kirchenstaates unter fränkischem Schutz und zur Anerkennung der päpstlichen Herrschaft im Kirchenstaat. Damit sind wir jedoch der Entwicklung vorausgeeilt.

Chlodwig

466–511

Chlodwig, Gründer des Frankenreiches, hatte den Rest der Römerherrschaft in Gallien beseitigt und besiegte anschließend (496) die Alemannen  bei Zülpich. Er unterwirft deren Gebiet bis zu den Alpen. Bedeutsam ist seine Bekehrung zum katholischen Glauben und nicht zum Arianismus der ostgermanischen Stämme. Ursprünglich war er Wotan-Verehrer. 507 besiegt Chlodwig die Westgoten unter Alarich  II., doch das Vordringen zum Mittelmeer wird vom Ostgotenkönig Theoderich gestoppt.

Nach dem Tode Chlothars I., Sohn Chlodwigs, im Jahr 561 zerfiel das Frankenreich schnell in Teilreiche. Austrasien war eines dieser Kleinreiche. Es umfaßte die Champagne, das Land um Maas und Memel und die größeren Gebiete rechtsrheinisch (östlich des Rheins) mit der Hauptstadt Reims. Neustrien umfaßte den Westen von der Schelde bis zur Loire mit der Hauptstadt Paris , und Burgund war das obere bis mittlere Loire- und Rhônegebiet mit der Hauptstadt Orléans.

614 kam es zu dem überaus wichtigen Edictum Chlothari II. von Neustrien, das den Einfluß der Artistokratie festigte. Charakteristisch hierfür ist der Machtgewinn der Hausmeier. Gegenüber diesen mächtigen Amtsträgern führten die Könige nur mehr ein Schattendasein.
Das Ende der Macht der Merowinger kam mit Pippin III., dem Jüngeren, auch Pippin der Kurze  genannt (le bref von lat, brevis). Er ist der Vater Karls des Großen und Sohn von Karl Martell, der 732 die Araber bei Tours und Poitiers geschlagen hatte, die 711 aus Afrika  nach Spanien gekommen waren. Es gibt Historiker, die diese Schlacht einen Kampf des Abendlandes gegen den Orient genannt haben.

Theoderich der Große

471–526

Theoderich der Große. In der Sage wird er als Dietrich von Bern dargestellt, richtiger wäre Dietrich von Verona gewesen, aber auch dies ist historisch unrichtig: Theoderich wurde 471 geboren, der Hunnenkönig Etzel (Attila), mit dem „Dietrich von Bern“ an den Hof des Hunnenkönigs kam (Nibelungensage), war bereits 453 verstorben. Gregor von Tours berichtet, dass mit Chlodwig angeblich mehrere tausend Adlige die Taufe empfingen und später das einfache Volk der Taufe folgte. Die Massenbekehrung der Franken zum katholischen Glauben war von erheblicher politischer Bedeutung, da damit die Franken für die gallo-römischen Bewohner der von ihnen besetzten Gebiete akzeptabler waren.

Die Beibehaltung des Lateins als Amtssprache und das angestammte Recht, Waffen zu tragen, war für die einheimische Bevölkerung ein weiterer strategischer Schachzug Chlodwigs.

Nur neue Stellen wurden mit Franken besetzt. Vom Plan seines Schwagers Theoderich, ein gesamtgermanisches Bündnissystem gegen Ostrom zu schaffen, hielt Chlodwig nichts. Er schuf lieber ein eigenes Reich von der Nordsee bis zur Donau und von den Pyrenäen bis zum Ijsselmeer. Im Jahre 507 griff er die Westgoten an. Theoderich, diesen zu Hilfe eilend, kam allerdings zu spät. Immerhin konnte er erreichen, dass den Goten  das Gebiet zwischen südlicher Rhône und den Pyrenäen verblieb.

Nach dem Tode Chlodwigs in Paris  herrschten seine Söhne als gleichberechtigte Frankenkönige, führten aber grausame Rivalitätskämpfe: Als z.B. einer von ihnen starb, verbrannten die anderen seine drei Kinder, um zu verhindern, dass diese eines Tages Machtansprüche erheben konnten.

Chlodwigs Schwager, der Ostgote Theoderich der Große, herrschte, nachdem er den Odoaker eigenhändig erstochen hatte und dessen Gefolge hatte umbringen lassen, als König über Italien, ließ sich von römischen Senatoren beraten und bemühte sich um Verständigung mit der römischen Bevölkerung. Auch den Katholiken gegenüber war er ungewöhnlich tolerant, obwohl er selbst, wie die meisten Germanen  und Völker zwischen Altertum  und Mittelalter, dem Arianismus angehörte.

Dem arianischen Kult waren die Kirche  San Apollinare Nuovo und das Baptisterium der Arianer geweiht, die Theoderich in Ravenna errichten ließ.

 

 

 

Ravenna, Italien: Kirche der Arianer, im Vordergrund das Baptisterium.
Ravenna, Italien: Kirche der Arianer, im Vordergrund das Baptisterium.

Anmerkung: Flavius Odoaker war einer der ranghöchsten Offiziere der weströmischen Germanenarmee, hatte als germanischer Skiren- oder Rugierprinz in seiner Jugend Attila  als Gesandter gedient. Er wurde von den germanischen Soldaten zum Heerkönig erhoben.

 

 

 


Benedikt von Nursia

480–547

Benedikt von Nursia (bei Perugia), Begründer des nach ihm benannten Ordens der Benediktiner im 6. Jh. Cluny wurde das Zentrum. Die Regel des heiligen Benedikt war bis ins 12. Jh. für das abendländische Mönchtum maßgebend. Er starb in Monte Cassino im Jahr 547.

 

Das Kloster Montecassino, Süditalien, gegründet um 529 von Benedikt von Nursia.
Das Kloster Montecassino, Süditalien, gegründet um 529 von Benedikt von Nursia.

 

Auch die Pflege der Kultur gehört zum Aufgabenbereich der Benediktiner. Beispiel hierfür ist nicht zuletzt die herausragende Rolle des gelehrten Alkuin am Hofe Karls des Großen.

 



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