Ende der Antike bis 11. Jahrhundert

Die Karolinger

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751

wird also Pippin III., der Kurze, in Soissons zum König der Franken  gewählt. Damit beginnt die Dynastie der Karolinger, die (751–987) einen Zeitraum von 236 Jahren umfaßt. Nach ihnen sollten die Capetinger (mit Hugo Capet) kommen und Gallien schließlich zu Frankreich  umformen. Pippin verleiht dem Papsttum weltliche Macht durch die Pippinsche Schenkung, womit der Bereich um Ravenna gemeint ist, ein Gebiet, das von Langobarden erobert worden war und rechtlich dem oströmischen Kaiser  gehörte (um oben Gesagtes zu rekapitulieren).

754

Tod des Angelsachsen Bonifatius (Winfried von Wessex) (675–754), des Apostels der Deutschen, der an der Dorne bei Dokkum in den Niederlanden beim zweiten Christianisierungsversuch erschlagen wird. Im Dom zu Fulda, dessen Kloster von Sturmius, einem Schüler des Bonifatius, 744 gegründet worden war, ruhen seine Gebeine. Bonifatius war päpstlicher Vikar für die germanischen Missionsgebiete. Die von Bonifatius geschaffenen zahlreichen Klöster und Bischofssitze erlangten als Kult- und Kulturzentren große Bedeutung für die Entwicklung im fränkischen und späterhin deutschen Raum.

768

Tod Pippins.


Karl der Große

768–814

Regierungszeit Karls des Großen, bedeutendster mittelalterlicher König. An einem unbekannten Ort 742 geboren, erreichte er ein Alter von 72 Jahren. Als seine Hauptstadt wählte er Aachen.

Sein einziger Bruder, Karlmann, starb 771, womit Karl Alleinherrscher wurde. Für den Sieg gegen den Langobardenkönig (774) erhielt er das Langobardenreich in Italien. Alle Errungenschaften Karls waren im Prinzip von seinem Vater Pippin vorbereitet worden, der zwar friedliebend gewesen war, in unvermeidlichen Kriegen jedoch unbezwingbar.

Karl hatte sicher wenig Bücherwissen, lernte erst als alter Mann das Schreiben, aber er konnte fränkisch, romanisch und lateinisch sprechen und verstand die griechische Sprache.

Nach dem Sieg gegen die Langobarden folgten nicht weniger als 53 weitere Feldzüge, u.a. die Unterwerfung der Bayern und Sachsen, Abwehr der Sarazenen von Italien und die Verteidigung der Francia gegen vordringende Mauren aus Spanien. Heftig waren die insgesamt achtzehn Auseinandersetzungen mit den Sachsen, wobei das Motto lautete: Taufe oder Tod. Allein nach einer Schlacht wurden einmal 4.500 Sachsen enthauptet (782), die sich nicht taufen ließen.

 

Miniatur aus dem 14. Jh., Rolands Ritt durch die Pyrenäen, Staatsbibliothek Berlin.
Miniatur aus dem 14. Jh., Rolands Ritt durch die Pyrenäen, Staatsbibliothek Berlin.

778 war das Heer Karls auf dem Rückweg aus Spanien, um die Sachsen unter Widukind wieder einmal zu bändigen. Auf den Pyrenäenpässen bei Roncesvalles in Navarra wurde eine schmale Heereskolonne von Basken (oder waren es Gascogner? Es war jedenfalls kein Angriff von Sarazenen gegen Christen) angegriffen, die die Nachhut völlig aufrieben. Auch Hruotland (oder Hroudland), der Graf der bretonischen Mark (Roland mit dem Horn Olifant) fiel bei diesem Gemetzel. Er wurde zum Helden des französischen Nationalepos, das 300 Jahre später als Chanson de Roland in die Geschichte einging.

 

Widukind-Plastik aus Enger in Westfalen, wo der Sachsenherzog begraben sein soll.
Widukind-Plastik aus Enger in Westfalen, wo der Sachsenherzog begraben sein soll.

785 unterwarf Karl die Sachsen endgültig, deren Anführer Widukind (oder Wittekind) sich an Weihnachten desselben Jahres taufen ließ. Karl war sogar dessen Taufpate. Das Reich umfaßte nun alle Völker zwischen Weichsel und Atlantik, zwischen Ostsee und Pyrenäen, fast ganz Italien und einen Teil der Balkanhalbinsel. Das Riesenreich wurde in Grafschaften aufgeteilt. Die Regierung Karls war, abgesehen von Kriegen, die gerechteste und aufgeklärteste, die Europa seit dem Ostgoten Theoderich erlebt hatte.

Die Tatkraft des Königs reichte in alle Lebenskreise hinein. Er gab den vier Winden die Namen, die sie heute tragen, berief Gelehrte, die das Schulwesen Frankreichs auf die Füße stellen sollten, behielt Alkuin aus York bei sich, um an der Schule der Kaiserpfalz von Aachen zu unterrichten. Er selbst und seine Gattin Liutgard, die Söhne, seine Tochter Gisela und viele andere waren selbst Schüler des Alkuin. Durch diesen Gelehrten und die Mönche der Karolingerzeit sind eine Menge an Dichtungen des Alten Rom auf uns gekommen. Karl wollte, dass alle Geistlichen und Laien schreiben, lesen und lernen konnten. Diese Forderung ging an jede Kathedrale und jedes Kloster. Dabei durfte kein Unterschied zwischen Knechten und Freien gemacht werden, alle sollten auf der gleichen Bank sitzen. Dies bezog sich auch auf die musikalische Ausbildung! Es ist dies das erste Beispiel für einen freien und allgemeinen, dabei kostenlosen Unterricht. Aus den Schulen dieser so verfahrenden Klöster entwickelten sich später die Universitäten Europas.

In Aachen errichtete Karl der Große die berühmte Pfalz mit der Kapelle, die 1000 Jahre erhalten blieb bis zu den Granaten und Bomben des zweiten Weltkrieges. San Vitale in Ravenna galt als das architektonísche Vorbild.

Die Zusammenarbeit von Kirche  und Staat führte zur Umwandlung von Karls Königreich in das Heilige Römische Reich. Die Kaiserkrönung erfolgte am Weihnachtstage des Jahres 800 in Rom. Karl erhielt die Huldigung, die seit 476 Ostrom, also dem Byzantinischen Kaiser  vorbehalten war. Angeblich wußte er nichts von der Absicht Papst  Leos, ihn zum Kaiser  zu krönen.

 

Eiserne Langobardenkrone, reich mit Edelsteinen verzierte Goldplatten, die durch einen eisernen Ring zusammengehalten werden. Hiermit krönte man auch deutsche Kaiser und Könige.
Eiserne Langobardenkrone, reich mit Edelsteinen verzierte Goldplatten, die durch einen eisernen Ring zusammengehalten werden. Hiermit krönte man auch deutsche Kaiser und Könige.

Diese Krönung wirkte sich in ihren Folgen über ein Jahrtausend aus. Sie stärkte die Macht der Päpste und Bischöfe, aber auch Karl festigte seine Machtstellung, da er durch die Krönung ein Stellvertreter Gottes wurde. Heilig wurde das Reich erst mit Friedrich Barbarossa , als dieser das Wort sacrum in seinen Titel aufnahm, was 1155 geschah.

 

Karl der Große war 1,90 m groß, hatte blondes Haar, eine kraftvolle Nase und einen Schnurrbart, jedoch keinen Kinnbart. Er war mäßig im Essen und Trinken. Trunkenheit war ihm sogar ein Greuel. Nacheinander hatte er vier Frauen, dazu fünf Mätressen. Seinem Harem entsprossen 18 Kinder, darunter acht legitime. Was Zeitgenossen stets auffallen musste, war seine dünne Stimme, geradezu ein Kontrapunkt zur mannhaft großen äußeren Erscheinung. Die Söhne Pippin, Ludwig und Karl erhielten Teile seines Reiches, aber Pippin starb bereits 810 und Karl 811. Nur Ludwig verblieb, den man später den Frommen nannte. Ludwigs Kaiserkrönung wurde 813 vollzogen. Im gleichen Jahr erlitt Karl der Große eine Lungenentzündung, an deren Folgen er acht Tage später im 72. Lebensjahr verstarb. Beigesetzt wurde er unter der Kuppel des Aachener Münsters. Trotz aller Mätressen sprach die Kirche  ihn 1165 selig.

Mit der Kaiserkrönung Karls kam der römische Adler als Symbol nach Deutschland . Auf Zeptern, an Bauten, seit den Staufern auch auf Siegeln und Münzen, wurde der Adler geführt. Was die Reformen Karls des Großen betrifft, so hatten sie weitreichende Folgen. Unsere Schrift ist heute noch nicht zuletzt von seiner Schriftreform abhängig. Die damalige Rückkehr zu einem korrekten Latein war die Basis, auf der alle Wissenschaft der folgenden Jahrhunderte beruhte.

Nur das islamische Abassidenreich war an Ausdehnung größer als das der Franken .

Das später heilig genannte Reich bestand bis zum 06. August 1806, als Franz II. als letzter Kaiser  des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die Krone niederlegte, als das Reich nur noch auf dem Papier bestand.

Die Zeit nach Karl dem Großen

Ludwig der Fromme (bis 840) vererbte seinen Söhnen Pippin, Lothar und Ludwig (dem Deutschen) jeweils ein Königreich. Der Vertrag von Verdun 843 verzeichnet drei Teilreiche: Westfranken unter Karl dem Kahlen, das Mittelreich mit Burgund und Italien unter Lothar und Ostfranken unter Ludwig dem Deutschen. Da auch sein vierter Sohn (aus zweiter Ehe) Ländereien erben sollte, wandten sich die drei anderen gegen den Vater. Pippin starb, und nach des Vaters Tod wurde das Reich wieder aufgeteilt: Lothar erhielt das Land von Holland bis zur Provence, Lotaringi regnum, das heutige Lothringen (französich Lorraine). Karls Treffen mit Ludwig 842 hatte zum ersten Mal die verschiedene sprachliche Entwicklung der West- und Ostfranken gezeigt. Später (870–880) wurde das Mittelreich geteilt. Burgund und Italien verselbständigten sich, Lotharingien fiel an das ostfränkische Reich.

Von 885 bis 887 konnte Karl III. alle Teilreiche noch einmal vereinigen. Nach seinem Tod schieden sich endgültig Westfranken und Ostfranken, Burgund und Italien. Zuvor schon drangen Skandinavier an den Küsten Frankreichs ein. Norweger (oder Normannen) überfielen die nach ihnen genannte Normandie, eroberten Friesland, plünderten mehrfach Tours, 856 Paris , später Lüttich, Köln, Bonn und Aachen. Auf Karl folgten Schwächlinge wie Ludwig II. (der Stammler), Karlmann und Karl der Dicke. Karl der Einfältige überließ 911 dem Normannen Rolf (Rollo) die Stadt Rouen, woraufhin Rollo das Christentum  und die hiesige Zivilisation annahm und fortan Ackerbau betrieb. So begann die norwegische Eroberung in Frankreich . Einige Karolingerkönige folgten noch, zwar guten Willens, aber ohne Eisen, wie vermerkt wurde. Die ostfränkischen Karolinger starben 911 aus, die westfränkischen erst 987. Aus dem Ost- und dem Westfrankenreich wurden im Lauf des nächsten Jahrhunderts Deutschland  und Frankreich .

Als Ludwig V. kinderlos starb, suchten Adel und Geistlichkeit Frankreichs eine neue Linie: Hugo Capet, dessen Kapetingerdynastie in Haupt- und Seitenlinien die künftigen Könige bis zur französischen Revolution stellten.

Noch in die Zeit Kaiser  Karls fällt das Ereignis, das kulturell von Bedeutung ist, dass nämlich zwischen 810 und 820 zwei Mönche im Kloster Fulda eine Abschrift eines vermutlich langobardischen Originals fertigten, das Hildebrandslied, eine Mischung aus hochdeutscher und niederdeutscher Mundart. Es isr dies das einzige erhaltene deutsche Heldenepos, wenn auch nur als Bruchstück. Es berichtet von der Heimkehr Hildebrands, Theoderichs Waffengefährten, als er seinen Sohn Hadubrand auf Grenzwache antrifft, der ihn für einen Lügner hält, Hildebrand an seiner Ehre angreift und einen Kampf provoziert. Das Bruchstück läßt vermuten, dass der Kampf mit dem Tod des Sohnes durch Vaters Hand endet. Keiner kann dem ausweichen, was das Schicksal verhängt hat. Der Beginn dieser Dichtung lautet:
Ik gihôrta dat seggen, dat sich urhêttun aenon muotin Hiltibrant enti Hadubrant untar herjun tuêm (Ich hörte das sagen, dass sich herausforderten zu einem Zweikampf Hiltibrant und Hadubrant unter Heeren zweien).

 



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