Die Hominiden

Der Frühmensch Homo erectus

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Mary Leakeys Fund der 3,6 Mio. Jahre alten Fußspuren in der Hadar-Region Laetoli in Tansania.
Mary Leakeys Fund der 3,6 Mio. Jahre alten Fußspuren in der Hadar-Region Laetoli in Tansania.

Fest steht heute, dass die zum Menschen führende Linie sich zuerst von der des Gorillas (der Menschenaffe Proconsul aus dem Miozän  ist sein Vorfahr) und später dann von der des Schimpansen (Gattung Pan) abgespaltet hat. Die Bruchzone des ostafrikanischen Grabenbruchsystems ist eine regelrechte Klimascheide. Westlich davon herrscht Regenwald vor, östlich Savanne. Und von hier stammen alle mehr als 3 Mio. Jahre alten Hominiden-Relikte.

 

Homo erectus erscheint 100.000 Jahre (vor 1,9 Mio. J.) früher am Turkana-See in Nordkenia als in Java (vor 1,8 Mio. J.). Ist er dorthin gereist?

Vor 1,7 Mio. Jahren gab es auf Java bereits den robusten Meganthropus. Die Frage ist offen, ob auch er vom afrikanischen Homo erectus abstammt. Die Entwicklung des Homo erectus in Europa führte über Jahrhunderttausende zum Anteneandertaler, den man auch Homo heidelbergensis nennt und schließlich zum Neandertaler, der bis vor ca. 28.000 Jahren lebte, während sich schon vor 35.000 oder gar 40.000 Jahren der moderne Mensch  oder Cro-Magnon-Mensch  über Europa ausbreitete. In Afrika  lebte Homo erectus wahrscheinlich bis vor 700.000 Jahren, heute als Homo ergaster bezeichnet, bevor aus ihm der archaische Homo sapiens  wurde.

 

Homo erectus

Plastische wissenschaftliche Rekonstruktion eines Homo erectus, Westfälisches Museum für Archäologie, Herne; Foto: User:Lillyundfreya.

Der Prozeß der Entwicklung des modernen Menschen jedenfalls war vor 160.000 Jahren in Afrika  abgeschlossen, als in allen anderen Teilen der Welt noch archaische Menschenformen lebten. Man kann ergo sagen: Eine kontinuierliche Entwicklung zum modernen Menschen wie in Afrika  gab es nirgendwo sonst auf der Welt.

Neandertaler, die in Europa ihre Blütezeit vor 200.000 bis 28.000 Jahren hatten, traten in Mittelasien im Zuge der Klimaerwärmung immerhin bereits vor 125.000 Jahren auf und im Nahen Osten vor 80.000 bis 50.000 Jahren.

 

Verschiedene Teile der Welt zeigen uns auch verschiedene Erscheinungsbilder. Die biblische Geschichte erzählt von der Sintflut. Die Söhne des Noah begründeten die einzelnen Völker: Sem, der älteste, die Semiten , Ham die Hamiten (diese sind die afrikanische, mehrere Rassen vereinende Sprach- und Völkergruppe: die Berber, eingewanderte Europide, die Araber der historischen Zeit, z.T. verschmolzen mit den Berbern, und die Äthiopiden (Somali und andere). Japhet begründete der Bibel nach die Nordvölker.

 

In den letzten 4 Mio. Jahren lebten wahrscheinlich immer mehrere Hominidenarten zugleich. Erst seit etwa 25.000 Jahren sind wir allein und damit auch ohne Konkurrenz. Eine geradlinige, gezielt lineare Evolution hin zum modernen Homo sapiens  entspricht wohl zu sehr dem Wunschdenken.

 

Denkbare Entwicklungslinie der Hominidenentwicklung bis zum H. sapiens.
Denkbare Entwicklungslinie der Hominidenentwicklung bis zum H. sapiens.

In der Evolution der Hominiden  war es ganz normal, dass sich verschiedene Vor- und Frühmenschen nebeneinander behaupteten. Darin ähnelt diese Primatengruppe durchaus vielen anderen Familien des Tierreichs. Unsere eigene Entwicklungsgeschichte zeichnet sich durch Vielfalt aus und nicht durch geradlinige Weiterentwicklung, d.h. aber: Wieso schließlich allein der moderne Mensch  übrig blieb, werden wir wohl nie ganz herausfinden.
In zwei Regionen begegnete er dem Neandertaler: zunächst im Nahen Osten, wo beide Arten lange nebeneinander lebten, später auch in Europa.

Um dies zu wiederholen: Von Beginn der Menschenevolution beherbergte Afrika  immer mehrere Hominidenarten. So blieb es auch, als die Gattung Homo auftauchte, d.h. Hominiden  mit einem deutlich größeren Gehirn (Homo habilis und Homo ergaster vor 2,5 bzw. 1,8 Mio. Jahren). Daneben existierte Paranthropus boisei . Wenigstens 3 bis 4 Hominidenarten teilten sich also denselben ostafrikanischen Lebensraum.

 

Die Evolution des Neandertalers erfolgte in Europa und Ostasien. Sein früher Vorfahre ist der Anteneandertaler (auch Homo heidelbergensis genannt), der aus Nordafrika stammt (vor 600.000 Jahren) und in Europa vor 550.000 bis 200.000 Jahren lebte. Es folgte die „Blütezeit“ des Neandertalers vor 200.000 bis 28.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung.

Mit rund zwanzig (?) Hominidenarten in der Annahme liegt man eher zu niedrig als zu hoch. Unsere biologische Entwicklung schritt, wie (s.o.) bereits betont, nicht gleichmäßig voran, sondern verlief eher sporadisch mal hierhin, mal dorthin. Hominiden  traten auf und verschwanden wieder in den vergangenen fünf Millionen Jahren. Die Natur bastelte förmlich herum. Unsere Art Homo sapiens  repräsentiert schlicht einen von vielen Zweigen.

Steinwerkzeuge einfacher Art benutzten schon vor 2.5 Mio. Jahren die Hominiden . Der Faustkeil ist jünger, wird auf ca. 1,5 Mio. Jahre beziffert und stammt vermutlich vom Homo ergaster.

Der moderne Mensch  setzte sich in Europa nicht zuletzt mittels seines modernen seelisch-geistigen Empfindens schnell durch, brachte bereits künstlerische Fertigkeiten mit, kannte Grabbeigaben und glaubte demnach an ein Leben nach dem Tode. Hierzu gibt es zahlreiche Beweise in Form von künstlerisch hochwertigen steinzeitlichen Höhlenmalereien.

 



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